Alles muss raus!

Bestellcoupons, Onlinetickets – das Theatertreffen war wie immer blitzschnell ausverkauft. Die, die leer ausgegangen sind, ärgern sich – und finden: Schuld ist Klaus Wowereit! Ein kurzer Stimmungsbericht vom Restkartenverkauf am 5. Mai.

Alle Jahre wieder: Schlange vorm Haus der Berliner Festspiele. Foto: Kim Keibel.

Nach einer kleinen Überraschung zur Mittagszeit – irritierende Leere vorm Haus der Berliner Festspiele, die Frühaufsteher waren anscheinend zu Hause geblieben – schwappte uns kurz vor Eröffnung der Kassen um 14 Uhr aus der ca. 20 Meter langen (und damit verhältnismäßig kurzen) Schlange eine ordentliche Portion Missmut entgegen: Vor allem die (ohnehin stärker vertretenen) älteren Besucher kritisierten den in ihren Augen unfairen Online-Kartenverkauf, der Menschen ohne oder mit nur langsamem Internetzugang schlicht und ergreifend ausschließe. Auch der traditionelle Kartenkauf per Bestellcoupon liefere nur noch unbefriedigende Ergebnisse: Während in den Jahren vor dem Onlineverkauf (der immerhin bereits Ende 2007 eingeführt wurde) auf diesem Wege wenigstens die ein oder andere Karte ergattert werden konnte, sei dieses Jahr eine Antwort auf die Kartenwünsche bisweilen sogar völlig ausgeblieben. Der Restkartenverkauf wiederum liege vor allem für arbeitende Theaterliebhaber zeitlich problematisch.

Typisch Berlin?

Die Verantwortung für fehlende Sitzgelegenheiten vor dem Eingang des Festspielhauses („eine Zumutung“) und die „viel zu schwere“ Eingangstür, die durchgehend offen gehalten werden müsse („oder sollen wir sie die ganze Zeit zuknallen lassen?“) wurde sodann stellvertretend auf uns anwesende Blogger abgewälzt – und mein angebliches „Genuschel“ provozierte einen Wartenden sogar zu einer spontanen Spitze gegen die deutsche Bühnensprache: „Sie reden genauso undeutlich wie die Schauspieler!“. Ein weiterer Besucher empfand die „schlechte Organisation“ hingegen als „typisch für Berlin“ und gab die Schuld dafür – allerdings ohne weitere Erklärungen – Klaus Wowereit. Dennoch gab es auch ein paar zufriedene Stimmen von Leuten, die alle gewünschten Karten per Internet bekommen hatten oder froh waren, wenigstens nicht im Regen stehen zu müssen.

Wiedersehen an der Abendkasse

Doch auch blauer Himmel und Sonnenschein vermochten angesichts des in kurzen Abständen und allzu häufig aus den Lautsprechern des Kassenhäuschens tönenden Satzes „Für diesen Termin kann ich Ihnen leider keine Karte mehr anbieten“ nur wenig zur Aufhellung der eher verhaltenen Stimmung beizutragen. Trotzdem hoffen wir natürlich auf ein Wiedersehen – ob an der Abendkasse oder sogar hier bei uns?

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Kai Kroesche

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