Das war das TT 12 für mich: ein Kollektiv-Beitrag

Dies ist ein Kollektiv-Beitrag des Theatertreffen-Blogs. Streng nach René Polleschs Definition aus „Kill your Darlings! Streets of Berladelphia“ müssten wir unseren „lockeren Haufen“ aber wohl eher als „kapitalistisches Netzwerk“ bezeichnen.
Dieses wir besteht im Kern aus sechs Bloggern. Zwei Gast-Blogger haben ebenfalls Ideen und Artikel beigetragen. Wir wurden außerdem unterstützt, betreut, geleitet, konstruktiv kritisiert (oder manchmal auch ein wenig genervt) von zwei Mentoren, einer Redaktionsleiterin und einem organisatorischen guten Geist.

Die Blog-Redaktion 2012 (v.l.n.r.): Nadine Loës, Hamed Eshrat, Dirk Pilz, Miriam Rose Sherwood, Michaela Engelbrecht (hinten), Magdalena Hiller, Karl Wolfgang Flender, Adrian Anton (vorne). Leider nicht auf dem Bild sind die Gastbloggerinen Gudrun Pawelke und Kyoko Iwaki und die Redaktionsleiterin Barbara Behrendt.


Wir haben seit Februar für das TT-Blog geschrieben und gearbeitet, aber wie es sich für ein Netzwerk gehört, haben wir uns erst am 2. Mai 2012 zum ersten Mal sozusagen live und analog getroffen. Wir sind aus ganz verschiedenen Leben, Städten, Hintergründen und Gründen zum TT-Blog gekommen. Wir haben daher auch keine homogene Meinung, sondern zeichnen uns durch Heterogenität und disparate Perspektiven aus. Aber: In der gemeinsamen Zeit des TT12 haben uns gemeinschaftsstabilisierende Übergangs– und Initiationsriten verbunden, verändert und wahrscheinlich auch nachhaltig geprägt, so dass unser lockerer Netzwerk-Haufen jetzt kollektiv, aber in ganz lockerer Reihenfolge und ohne Anspruch auf Konsens, sagen kann: DAS WAR DAS TT 12 FÜR MICH!
1. Zwei Wochen, die uneingeschränkt dem Theater gehörten
2. Zeitdruck, Schlaf- und Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung, Falten, Pickel – und trotzdem ein tolles Erlebnis!
3. Vor allem: THEATER! auf, hinter, vor und neben der Bühne – alles eine gewaltige Inszenierung mit großartigen und bewegenden, aber auch mit lächerlichen und abstoßenden Momenten
4. Die Möglichkeit, Theater wirklich zu entdecken und zu erleben (Vegard Vinge verändert alles!)
5. Grenzüberschreitung und -erweiterung (mit wie wenig Schlaf komme ich aus und wie lange kann ich entweder vor dem Computer oder im Theater sitzen?)
6. Ein interessanter Austausch mit vielen verschieden Menschen und ihren divergierenden Ansichten über das Theater
7. Eine Ermutigung, am Theater und am Schreiben zu bleiben
8. Ein Anlass, mich mit allen möglichen Theaterthemen zu beschäftigen und meine eigene Meinungen dazu zu formulieren
9. Die Chance, einen Überblick von der heutigen deutschsprachigen Theaterszene zu kriegen
10. Das Eintauchen ins Theater, das ich mir seit langem gewünscht habe
11. An der Abendkasse für Freunde die allerletzte Karte bekommen – und die müssen es dann irgendwie schaffen, in fünf Minuten am Haus der Festspiele zu sein!
12. Ein Dankeschön an all meine „Motive“! Ohne Euch gäbe es meine Bilder nicht!
13. Der Moment, wenn das Buffet freigegeben wird – und es sind noch Getränke und Nachtisch da!
14. Eine Vergewisserung und Bestätigung dessen, was ich im Theater suche – und dass ich das nicht am Premieren-Buffet finde!
15. Eine Currywurst/Bouletten/Pizza/Döner-Diät
16. Die Möglichkeit, sich über Theater auszutauschen, darüber nachzudenken und darüber zu schreiben
17. Überraschend konventionell
18. Das Gesetz kennt keine Ausnahme!
19. Drei Mal Vinges Welterschaffungs- und Zerstörungsperformance – jetzt kann es kein Theater mehr geben!
20. Lustig, traurig, laut, leise, bunt, schwarz-weiß, heiß, kalt, stickig, frisch, sexy, unsexy, anmutig, plump, unästhetisch, ästhetisch…
21. Von einem plötzlichen Regenschauer komplett durchnässt in einer Hollywoodschaukel aufwachen
22. Jana Schulz und Vegard Vinge!
23. Ein Fest – und wie bei jedem guten Fest gab es auch viel Arbeit!
24. Inspiration ohne Entschleunigung! Ich habe viel über den kleinen Kosmos „Theater“ gelernt, gehört und geredet – aber gibt es auch noch ein Leben da draußen?

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Magdalena Hiller

anton.theaterblogs.de/

Magdalena Hiller, geboren 1989 in Wien, studiert Wirtschaftsrecht – hat aber privat eher wenig mit der Juristerei zu tun. Vielmehr ist ihre Hauptbeschäftigung der exzessive Besuch von Theater- und Opernvorführungen aller Art. Nach Hospitanzen und Assistenzen am Schauspielhaus Wien und Büroarbeit der interessanteren Sorte bei den Salzburger Festspielen, gründete sie 2011 ihren Kulturblog „Vierte Wand", der die Wiener Theaterszene ergründet.

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Miriam Rose Sherwood

anton.theaterblogs.de/

Miriam Rose Sherwood, geboren 1989 in London, hat 2011 ihr Studium im Fach Germanistik an der Universität Cambridge abgeschlossen. Im Oktober dieses Jahres fängt ihr Master in Theaterwissenschaft am Birkbeck College London zusammen mit RADA (Royal Academy of Dramatic Art) an. Inzwischen versucht sie möglichst viel Erfahrung im Theaterbereich zu sammeln. Zur Zeit arbeitet sie als Assistentin am English Theatre Berlin und beim Internationalen Theaterinstitut in Kreuzberg. In ihrer Freizeit studiert sie Fotografie.

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Nadine Loës, geboren 1979 in Stuttgart, lebt und arbeitet derzeit in München und Berlin als freiberufliche Mediengestalterin und Fotografin. Nach diversen Praktika in einem Theater, Fotostudio und Grafik-Büro in Stuttgart, entschied sie sich für eine Ausbildung als Mediengestalterin (Print) in Stuttgart, bevor sie nach München zog, um dort Fotografie zu studieren. Durch ein Praxissemester gelangte sie im Jahr 2006 an das BildMuseet nach Umeå in Schweden und danach durch ein Theateraustauschprojekt zwischen Brasilien und Deutschland, für das sie fotografierte, nach Rio de Janeiro. Seit 2011 nimmt sie an einem Postgraduiertenstudium für Fotografie an der Ostkreuzschule in Berlin teil.

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Adrian Anton, 1978 in Bad Hersfeld geboren, lebt und arbeitet in Hamburg als „freier" Kulturwissenschaftler. In der Praxis bedeutet das vor allem Individualisierung, Flexibilität und Mobilität im (Bildungs-)Prekariat als Ergebnis eines Studiums mit Magister-Abschluss in Volkskunde/Kulturanthropologie, Anglistik und Museumsmanagement. Seine Berufserfahrungen reichen von Bestattungen über PR und Tagungsorganisation bis zu Museumspädagogik. Derzeit forscht und schreibt er unter anderem zum „armen Tod". Bei all dem „work in transit" bilden Theaterbegeisterung und der Wille zu schreiben Konstanten, etwa das seit 2009 aktive Blog „FLÜSTERN + SCHREIE".

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Karl Wolfgang Flender

anton.theaterblogs.de/

Karl Wolfgang Flender, 1986 in Bielefeld geboren, studiert „Literarisches Schreiben" an der Universität Hildesheim. Preisträger beim fm4-Literaturwettbewerb 2011, Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften und Anthologien. Hat am Forum Junger Theaterkritiker der Wiesbadener Biennale „Neue Stücke aus Europa" 2010 teilgenommen und war Chefredakteur von Festivalzeitung und -blog beim 100°-Festival 2011 am HAU Berlin.

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Hamed Eshrat, geboren 1979 in Tehran, studierte Visuelle Kommunikation an der Kunsthochschule Berlin Weißensee und an der Massey Universität in Wellington Neuseeland. Er arbeitet als Designer, freischaffender Künstler und Autor in Berlin. In seinem ersten Buch „Tipping Point – Téhéran 1979" befasste er sich in Form einer grafischen Novelle mit dem politischen Umbruch im Iran der 1970er Jahre aus der Sicht seiner eigenen Familie. Bei seinen Arbeiten gibt es immer wieder Berührungspunkte zum Theater und deren Schaffenden, woraus auch Kollaborationen entstanden sind, zuletzt am Maxim Gorki Theater Berlin.

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