Performativität einer Institution

Am diesjährigen Theatertreffen nicht nur teilzunehmen, sondern auch teilzuhaben, es also in einem gewissen Sinne aktiv mit zu gestalten, lässt mich zwar vorfreudig diesen zwei warmen Maiwochen voller Diskurs, Spiel, Bewegung, Körper und Kritik entgegendenken – gleichzeitig widmen sich meine Gedanken unvermeidbar der kritischen Reflexion: Über die Möglichkeiten des Zugangs zum Festival als auch über die konzeptuelle Rahmung des Festivalprogramms nachzudenken, schließt Fragen der Performativität dieses sozialen Gefüges mit ein. Wer wird hier wie und von wem repräsentiert und wie kann sich in welcher Form darüber ausgetauscht werden, was gesehen, was besprochen wurde, ohne dabei vermeintliche Universalismen zu reproduzieren? Welche Körper haben Zugang zu kultureller Wissensproduktion, welche zu den Häusern, und warum bleiben dabei immer noch so viele unterrepräsentiert? Wie sieht institutioneller Ausschluss auf und hinter den Bühnen aus? Und vor allem: Wie wird versucht diesen anhand von Tokenisierung zu vertuschen? Mit Olena Apchel, Carolin Hochleichter und Joanna Nuckowska hat sich eine polyperspektivische und polyglotte weibliche Stimme als Leitungsinstanz etabliert, welche diesen Fragen aktiv entgegentreten möchte. So wirbt jedenfalls das Diskursprogramm des Festivals, in welchem sich ein solches politisches Bestreben der Sichtbarmachung marginalisierter Positionen deutlich niederschlägt. Auch das TT-Blog verstehe ich als einen solchen Ort der genuinen Kritik und freue mich darauf diesen mit den Eindrücken und im Austausch mit anderen zu bespielen. Denn was bedeutet es tatsächlich, Privilegien als Verlust aufzufassen?

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