–
Bist Du neu in der Stadt? Neugierige Augen, wackelnde Zeigefinger, kichernde Münder, müde Beine… Ständig umgeben von Schildern… Alexanderplatz? – Check. East Side Gallery? – Cool! Check!! Berliner Dom? – Aber natürlich, check. Warum sind hier überall Bären? Museumsinsel? – Aber klar doch! Eine ganze Insel? Aha, aha, a-ha… Okay und Branden Burger? – Endlich, ich sterbe vor Hunger! Kreuzberger Merkez? – Hurra, ich bin aus der Türkei. Hallo Hemşo! Check. Dann, Checkpoint Charlie? – Check, check, check!
Hast du dich in der Stadt verlaufen? Schon wieder? Schlafend im Subway! Ich meine U-Bahn – Check. Ist dir das schon mal passiert? Und hast du deine Haltestelle verpasst? Wie fühlt sich das an? Sicher oder beunruhigend? Ruhig, mit Musik in den Kopfhörern oder hektisch auf die sich schließende U-Bahn-Tür zulaufend? Oder… Moment mal, vor dem Schlafen, was war das für eine Fahrt? Eine Reise ins Büro mit einem Hemd voller Kaffeeflecken, ein Reisetrip mit Google Maps in der Hand, vorbei an Wagen, um ein paar Münzen bittend, oder eine Reise zu einem neuen Zuhause, zu Träumen, zu sich selbst?
Was sind deine Träume in dieser Stadt? Wie Schlafen mit offenen Augen kann Theater uns ermutigen, unsere Träume zu verwirklichen. Wie ein*e Freund*in: – Komm, lass uns was trinken gehen. Check! Komm, wir holen uns einen Pudding! Aha, Check! Pudding für alle und Linie 1… Netter Versuch, du schlauer Autor, aber falsch! Linie 1 ist vom „GRIPS Theater“, nicht vom „Jungen DT“. Ihre Performance heißt: Лінія 8 і пудинг для кожного! oder Linie 8 und Pudding für alle! Auf der Bühne, die von drei Seiten vom Publikum umgeben war, wurden wir zu einer Reise eingeladen, bei der wir sowohl zuhören als auch über Herausforderungen und Träume sprechen konnten.
Magst du die Stadt, magst du Berlin? In Лінія 8 і Pudding für alle! spazieren junge Schauspieler*innen – einige von ihnen sind in Berlin geboren, andere kommen aus der Ukraine – durch die Stadt, erkunden ihre verschiedenen Ecken und fahren mit der U-Bahn Linie 8. Und dann? In Linie 1 kommt ein junges Mädchen aus Ost-Berlin (check-in) nach West-Berlin (check-out), um ihre Träume zu verwirklichen. Sie geht ein bisschen spazieren, erkundet die Stadt und nimmt die U-Bahn-Linie 1. Und dann? Und dann bekommt Berlin die Bühne mit seinen Überraschungen, alltäglichen Problemen, mürrischen und bunten Menschen.
Wie fühlst du dich in der Stadt? – Schnell?! Schnell und aufgeregt, schnell und allein, schnell und frei, schnell und zerbrechlich, schnell und wütend… – Ach, komm schon… aber egal, schau nach. Warum bewegen sie sich? Warum spielen sie, als wären sie in einer U-Bahn, Haltestelle für Haltestelle? Und was wird sich Schritt für Schritt in ihren eigenen Geschichten, im Stück und in der Stadt verändern? Entschuldigung, ich bin nicht von hier, gibt es einen gemeinsamen Punkt zwischen Linie 8 und 1? Wenn ja, ist es möglich, sich dort zu Hause zu fühlen? Was würden die Protagonisten am Schnittpunkt der beiden Stücke zueinander sagen? Kommt ihnen der Aufenthalt an einem instabilen Ort vertraut vor? Oder ist die Reise selbst eine Art „neue Heimat“?
Findest du das gut, Berlin? Ha? Deine ganze Brutalität? „Berlin! Du bist so wunderbar.“ Wie kannst du nur so toll sein, Berlin? Oh, Berlin Berlin… In beiden Stücken begleitet Berlin in seiner ganzen Komplexität die Menschen durch die konfliktreichsten Zeiten. Was wird Berlin der Jugend sagen, den Heranwachsenden – was auch metaphorisch bedeutet – eine Heimat zu verlassen? Herzlich willkommen, oder auf Wiedersehen?
Hier sind Reflexionen vom Jungen DT über ihr Stück in ihrem Blog einsehbar: https://www.deutschestheater.de/digital/blog-linie-8/