Das Theatertreffen-Blog 2015

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Das Theatertreffen-Blog ist nicht das Theatertreffen.
Das Theatertreffen-Blog ist kein PR- Blog.
Das Theatertreffen Blog ist das offizielle Blog des Theatertreffens, federgeführt von einem jährlich wechselnden, unabhängigen Blog-Orchester.
Das Blog-Orchester ist ein interdisziplinäres Redaktionskollektiv, ausgewählt aus über 100 Bewerbungen angehender Kulturjournalist*innen aus dem In- und Ausland.
Der Redaktionssitz des TT-Blogs ist im Haus der Berliner Festspiele.
Das Projekt wird ermöglicht durch die Rudolf Augstein Stiftung und das Theatertreffen.
Es bestehen keine inhaltlichen Verpflichtungen, außer einem klaren Blick, digitalem Mitteilungsbedürfnis und unermüdlicher Schreibwut.
Dabei darf sogar gezwinkert werden.
Liebeserklärungen und Shitstorms an @TT_Blog15

#missionstatement:
Das Internet ist kein Neuland mehr.

Was gestern noch cyberspace, bits & bytes war, ist heute Brot und Butter. Die Bäckerei an der Ecke hat eine Facebook-Page, die städtische Bibliothek twittert und dein Onkel bloggt über seine Weltreise. Das Internet ist kein Neuland mehr.

Das Internet ist heute Homezone, sogar meine Oma kann skypen.
Soviel also vorweg.

Mit dem Smartphone hat sich dieses Internet schließlich aus dem heimischen Wohnzimmer in unser aller Hosentaschen geschummelt: 2009 hatten 6,4 Prozent der Bürger in Deutschland ein Smartphone, 2015 sind es 49,8 Prozent. Das Netz hat sich heimlich in unseren Alltag eingewebt und häkelt aus on- & offline ein neues „Jetzt“.

Als das Theatertreffen 2009 den theatertreffen-blog.de ins Leben rief, waren Blogs noch Zukunft und leuchtendes Symbol für die Demokratisierung der Publikationsmedien.
Heute sind Blogs zu erwarten – Kulturfestival begleitende Blogs sind eine Institution, im Theater, wie auf Erden. Journalismus ist undigital nicht mehr vorstellbar.

Was gibt es 2015 also noch zu tun?

Weiterbasteln und experimentieren in dem wildwachsenden Feld einer noch immer jungen Kommunikationskultur. Die Regeln für Publikation ändern sich mit ihren Möglichkeiten. Alte Verabredungen sind nicht mehr einzuhalten und fallen uns auf die Füße.
Wie verändert die Digitalisierung unsere allgemeine Rezeptionskultur? Was für einen ästhetischen Einfluss haben Lach- & Sachgewohnheiten aus dem Internet, wenn jeder nur aus seiner durch Algorithmen kuratierten Filterbubble auf die Welt blickt? Wie kann man den Diskurs über Theater verändern, ohne die unmittelbare Leiblichkeit der Bühne an die Digitalität zu verraten?

Seit 2014 ist das TT-Blog auch Labor für Jetztzeitbetrachtung.

Der Jetztzeit zuzusehen, sie in Frage zu stellen, mit ihr in den Dialog zu treten, potentiell im Gespräch mit der ganzen Welt – das ist die Aufgabe des Labors.

Die Kulturpolitik und das Theater setzen sich zur Zeit unter anderem mit der Frage des Live-Streaming und den Möglichkeiten einer Theater-Mediathek auseinander und schon hier stoßen die alten und neuen Welten aufeinander: Urheberrecht. Wem gehört was und warum? Wem gehören Daten im Internet? Wenn ich remixe – im Netz oder auf der Bühne – wem gehört dann das Werk und ist es überhaupt eins?

Datenfriedhof vs. Re-cycling vs. Vergänglichkeit.

Der Wandel der Zeit scheint der Jetztzeit voraus und aus der Ferne zu winken.
Es gibt inzwischen Smartphone-Apps, mit der kinderleicht livegestreamt, jedoch nicht mehr aufgezeichnet wird. Die Generation 12-20 ist nicht mehr auf Facebook zu finden, sondern mit Vorliebe bei Snapchat, einer Chat-App, auf der sich die versendete Information nach 10 Sekunden selbst zerstört. Ein Recht auf Vergessen ist ein Grundbedürfnis, das seine Gültigkeit im Netz nicht verliert. Die Welt ist vergänglich, warum nicht auch im Internet? Die auf ewig auffindbaren Schnipsel von noch so beliebig dahergeschehenen Momentaufnahmen füttern eine Angst, sich auch auf ewig für alles rechtfertigen zu müssen. Verwässert dieser Zustand nicht automatisch jede Debatte? Ist nur der sicher, der keine Haltung hat? Der Image-Tod durch Shitstorm droht innerhalb von Minuten. Zu Recht oder digitale Hexenjagd?

Was bedeutet das alles für den Umgang mit dem Geschehen auf der Bühne? Was bedeuten gruppengenerierte Hashtag-Kritiken für den Kulturbetrieb? Und hat irgendwas davon wirklich mit Theater zu tun?

Wir wissen das nicht.

Das TT-Blog tritt an, es herauszufinden.