Kritik üben: Zur vorerst letzten Ausgabe des Theatertreffen-Blogs
Nächstes Jahr kehren wir zur Normalität zurück. So entschlossen und zuversichtlich tönte es an dieser Stelle im vergangenen Mai anlässlich der Corona-Sonderausgabe des Theatertreffen-Blogs. Die Pandemie war noch jung, Durchhalteparolen und Enttäuschungen, Ausfälle und Absagen lösten einander ab. Wir wussten nicht, was noch auf uns zukommen würde. Eigentlich wussten wir nicht einmal, wovon wir sprachen. Das Virus war in der Welt, aber die Welt schien noch nicht ganz Virus.
Jetzt wissen wir es ein bisschen besser. Auch 2021 werden das Theatertreffen und mit ihm das Blog nicht zu jener vor-pandemischen Gestalt zurückkehren, die wir den Blogger*innen vom vergangenen Jahr bieten wollten. Wir hatten sie alle noch einmal eingeladen, in der Hoffnung auf die gewohnte Liveness, auf Zusammenkunft und Ausgelassenheit. Es sollte nicht sein. Das Theatertreffen bleibt digital und wir bleiben auf Distanz. Wie schön und ermutigend aber, dass gleich mehrere der Teilnehmer*innen aus 2020 dennoch wieder dabei sind. Wir freuen uns darüber ebenso wie über die neu hinzugekommenen Autor*innen, die unser Team nun komplettieren.

Mit ihnen gemeinsam wollen wir noch einmal im Wortsinne Kritik üben – ganz so, wie es das Theatertreffen-Blog und seine zahlreichen Stipendiat*innen seit 2009 immer getan haben. Danach aber wird sich der Vorhang hier und über dieser Form und Besetzung erst einmal schließen. Die neue Zeit verlangt auch eine andere Gestalt und andere Antworten auf neue Fragen. Was gibt es noch zu sehen durch das digitale Schlüsselloch eines Festivals, das auch in Zukunft seine Spielflächen selbst immer weiter aus der analogen Ortsgebundenheit herausführen wird? Für wen schreibt man, wenn nicht mehr für jene, die nicht dabei sein können? Das Theater wird sich durch Corona so stark verändert haben, dass auch die Theaterkritik und ihr Handwerk davon nicht gänzlich unberührt bleiben können. Das Nachdenken darüber, wie es weitergehen könnte, braucht neue Kompetenzen, Kanäle und Kollaborationen. Und es hat gerade erst begonnen.
Also vorerst letzte Runde – und Anlass, Dank zu sagen. An die wunderbaren Kolleg*innen der Berliner Festspiele und besonders des Theatertreffens rund um Yvonne Büdenhölzer, die dieses Projekt immer verteidigt und gestützt hat. An unseren verlässlichen Förderer, die Stiftung Presse-Haus NRZ, unsere Medienpartner*innen, Gastautor*innen, Kompliz*innen und kritischen Leser*innen. Vor allem aber an all jene, die über die Jahre mitgeschrieben, mitgedacht und mitentwickelt haben – die Stipendiat*innen, Projekt-Leiter*innen, Assistent*innen und an Viktor Nübel, Blog-Designer seit der ersten Stunde. Und ein letzter Dank geht ganz nach oben: an unseren viel zu früh verstorbenen Mentor Dirk Pilz, dem die Arbeit mit jungen Talenten wie kaum einem anderen am Herzen lag. Es war ihm und uns eine große Freude!
Janis El-Bira
Leitung Theatertreffen-Blog 2016–2021
Die Redaktion
Sarah Kailuweit

Jahrgang 1994, hat Theaterwissenschaft und Philosophie studiert und steckt in den letzten Zügen ihres Masterstudiums Kulturjournalismus an der Universität der Künste Berlin. Sie arbeitet als freie Autorin, u. a. für das Missy Magazine, liebäugelt mit einer Karriere im Radio und entdeckt aktuell die Welt der Computerspiele.
Lavinia Knop-Walling (Gastbloggerin)

Jahrgang 1989, ist eine blinde Storytellerin, Bloggerin, Podcasterin, Workshopleiterin und Inklusionsberaterin. Sie hat einen Master in „Irgendwas mit Medien“ und arbeitet freiberuflich für inklusive Kulturprojekte wie dem „Berliner Spielplan Audiodeskription“ von Förderband e.V. und „Find your voice“ von Kulturregen Berlin gUG. Ihre Lieblingsthemen sind Audiodeskription für blinde Theaterfans, inklusive Kulturangebote und Geschichtenerzählen, egal in welchem Medium. Sie lebt analog in Berlin und digital in der ganzen Welt.
Lea Matika

Jahrgang 1988, hat Anglistik/Germanistik und transkulturelle Theaterwissenschaften studiert. Sie lebt in Leipzig und ist als Musikerin, Theatermacherin und Journalistin tätig. Ihre Texte erschienen bisher u. a. im Leipziger Stadtmagazin kreuzer und beim Ventil Verlag.
Victor Osterloh

Jahrgang 1995, aus Berlin, wo er Literatur und Politik studiert. Arbeitete nebenbei beim Hörfunk und derzeit am Theater.
Josephine Papke

Jahrgang 1994, freie Autorin, ihr Schwerpunkt: Intersektionen von Queerness, BIPoC Identitäten und (Pop-)Kultur. Sie schreibt u.a. für das Missy Magazine und arbeitet für die Neuen deutschen Medienmacher*innen. Wenn sie im Theater-und Filmwissenschaftsstudium nicht gerade über Kultur schreibt oder als Poetin publiziert und auftritt, steht sie ab und an auch mal selbst als Performerin auf der Theaterbühne.
Laura Schuller

Jahrgang 1992, in Luxemburg geboren und aufgewachsen. Während des Studiums der Theaterwissenschaft, Philosophie und Kulturwissenschaften in Leipzig inszenierte sie dort in der freien Szene. Es folgen diverse Dramaturgie- und Regiehospitanzen sowie ein abgeschlossenes Masterstudium der Theaterwissenschaft in Berlin. Sie lebt und arbeitet in Berlin.
Janis El-Bira (Leitung)

Jahrgang 1986, studierte Philosophie und Geschichtswissenschaften in Berlin und arbeitet seitdem als freier Journalist mit Theaterschwerpunkt. Er ist Redakteur beim Theaterportal nachtkritik.de und moderiert seit 2016 die Sendung „Rang 1 – Das Theatermagazin“ im Deutschlandfunk Kultur. Texte und Beiträge zudem u.a. für die Berliner Zeitung, SPEX, Tagesspiegel, Deutschlandfunk Kultur und SWR2. Seit 2016 leitet er das Theatertreffen-Blog der Berliner Festspiele.
Anna-Maria Domeier (Assistenz)

Jahrgang 1989, Nach einem Studium des Sonderschullehramtes kurzzeitig im Kinder- und Jugendtheater tätig gewesen. Danach folgte ein Studium der Kulturwissenschaften und ästhetischen Praxis mit den Schwerpunkten Theater und Medien. Ausrichtung währenddessen und danach im Bereich Ausstellungskonzeption.