Bei der Bloggerin Ia Tanskanen mischen sich unter die Freude auf die Zeit beim Theatertreffen-Blog auch zwiespältige Gefühle über ihre Privilegien.
Die vergangenen zwei Jahre waren turbulente Zeiten, und die Turbulenzen dauern noch an. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie, die sich beschleunigende Klimakrise und die brutalen Kriege in der Ukraine und anderswo haben mich wirklich gezwungen, mir diese Fragen zu stellen: Welche Rolle kann das Theater in einer Welt spielen, die bereits in Flammen steht? Was kann ich als Dramaturgin, Content Creator und als Mensch tun?
Während ich dies schreibe, freue ich mich darauf, Teil des Theatertreffen-Blog-Teams zu sein und am Theatertreffen teilnehmen zu können. Es ist eine große Freude zusammenzukommen, Aufführungen zu sehen, darüber zu sprechen und zu schreiben und andere Theaterliebhaber*innen in diesen verzweifelten Zeiten zu treffen. Allerdings bin da zwiegespalten. Einerseits freue ich mich auf die Erfahrung, die Theateraufführungen, die Workshops und vor allem auf den Austausch mit anderen Menschen, deren Perspektive sich von der meinen unterscheidet. Das erweitert meinen Horizont. Andererseits denke ich, dass es eine Herausforderung ist, über Theater zu sprechen und zu schreiben, weil ich mir der Tatsache bewusst bin, dass meine Perspektive eng und begrenzt ist. Ich bin eine weiße, cis-Frau, die aus einem der sichersten Länder der Welt kommt, die einen Hochschulabschluss hat, die nie mit Rassismus aufgrund ihrer race, Herkunft oder Hautfarbe konfrontiert war, und die nie einen Krieg erlebt hat. Es wirft viele kritische Fragen auf. Was ist mein Hintergrund? Was ist meine Position in Bezug auf Machtstrukturen? Erkenne ich meine eigenen Privilegien und Vorurteile? Do I weaponize my prejudice? How do I use my privilege? Alles in allem: Wenn ich über Theater spreche und schreibe, setze ich Macht ein, ob ich mir dessen bewusst bin oder nicht.
Ich komme zurück auf meine erste Frage. Welche Rolle kann das Theater in einer Welt spielen, die bereits in Flammen steht? Eine Menge, würde ich sagen. Es ist wirklich wichtig, wessen Geschichten auf der Bühne erzählt werden. Und wer erzählt diese Geschichten? Welche Körper auf der Bühne dargestellt werden, ist Macht. Representation matters. Was ist mit meinen anderen Fragen? Was kann ich tun? In dieser Welt, die uns ermutigt, gegeneinander zu konkurrieren, ist es ein rebellischer Akt, Tools zu teilen, Solidarität zu zeigen, zu diskutieren und Ideen zirkulieren zu lassen. Ich glaube aber, dass es sogar noch wichtiger ist, wirklich zuhören zu lernen.