Es gab einen Moment in meinem Leben, an dem mein Kopf zu klein war für das Chaos meiner Gedanken – als ich meine erste Theaterkritik schrieb, zu „Psychose 4.48“ von Sarah Kane, inszeniert von Branko Šimic am Staatsschauspiel Dresden. Nachdem das Papier meine Gedanken und Gefühle übernommen hatte, war mein Kopf erstaunlicherweise wieder frei und machte Platz für neue Eindrücke. Die Theaterkritik blieb unveröffentlicht. Neue Themen halten mich bis heute in Schach. Immer wieder besetzen sie meinen Kopf, bis ich eine Möglichkeit gefunden habe, sie in einen Radiobeitrag, ein Foto oder einen Text zu packen, um sie auf meinem Blog in die Welt zu schicken. Mein Blog ist wie mein zweites Ich. Er speist sich aus allem, was mein Leben ausmacht: Theater, Musik, Tanz, andere Kulturen.
Journalistisch zu arbeiten gibt mir die Freiheit, meine innere Unruhe auszuleben, außergewöhnlichen Menschen zu begegnen und mich mit ihnen auszutauschen. Und ich gebe diesen Menschen eine öffentliche Stimme, ich mache sie sichtbar. Das ist meine größte Motivation. Egal ob in Deutschland, Italien oder Venezuela, ich bin ganz nah am Leben dran. Mein Erlebnis wird zum Erlebnis vieler; mein Feuilleton ist eine Gedankenbörse. Und wer sich in eine Schlucht begibt und hineinruft, der weiß – am meisten reizt das Echo.