An Bord der MS Theatertreffen

Für unsere Bloggerin Sanaa Attar bedeutet die Mitarbeit am Theatertreffen-Blog den Blick durch ein Bullauge ins Theater der Privilegien und mit dem Schreiben ihrem Unbehagen Ausdruck zu verleihen.

Ich schreibe diese Zeilen am ersten Mai, Tag der Arbeit und der Arbeiter*innen, Kampftag für erschöpfte Hände und Füße, ausgebrannte Muskeln und müde Knochen, die für den Luxus anderer ihre eigenen kostbaren Ressourcen opfern müssen. Ich schreibe diese Zeilen für die Leser*innenschaft dieses Blogs, neugierige Augen und Ohren, kritische Zungen und gerümpfte Nasen, die über die notwendigen Ressourcen verfügen, ihr Interesse dem Theater zu widmen. Und ich schreibe diese Zeilen im pochenden Wissen um meine eigenen Erfahrungen, Perspektiven, Privilegien. Wenn ich ins Theater gehe, genieße ich den berauschenden Komfort der Kunst. Dennoch löst nichts größeres Unbehagen in mir aus, als mir in der Pause eines Stückes zwischen sekttrinkenden Anzügen, langen Abendkleidern und fragenden Blicken nervös meiner eigenen Deplatzierung bewusst zu werden. Ich bin ein blinder Passagier an Bord einer exklusiven Gesellschaft, beheimatet in einer Welt, die mir zugleich fremder nicht sein könnte. Ein Passagier, der still und heimlich Zugang zur Durchsprechanlage gefunden hat: bereit, Lärm zu machen.

Ich bin ein blinder Passagier an Bord einer exklusiven Gesellschaft, beheimatet in einer Welt, die mir zugleich fremder nicht sein könnte.

For our blogger Sanaa Attar, contributing to the Theatertreffen-Blog means a look through a porthole into the world of theater and expressing her discomfort through writing.

I am writing these lines on May first, Labour Day and Workers‘ Day, a day of fighting of exhausted hands and feet, burnt-out muscles, and tired bones that have to sacrifice their own precious resources for the luxury of others. I am writing these lines for the readership of this blog, curious eyes and ears, critical tongues and wrinkled noses, who have the necessary resources to devote their interest to the theater. And I am writing these lines in the throbbing knowledge of my own experiences, perspectives, privileges. When I go to the theater, I enjoy the heady comfort of art. Yet nothing triggers greater discomfort in me than to become nervously aware of my own deplatforming at the intermission of a play among champagne-drinking suits, long evening gowns, and questioning stares. I am a stowaway aboard an exclusive society, at home in a world that, at the same time could not be more foreign to me. A passenger who has quietly and secretly found access to the microphone: ready to make noise.

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Sanaa Attar

Sanaa Attar wurde 2001 in Krefeld geboren. Nach ihrem Abitur ging sie für ein freiwilliges soziales Jahr in der Schauspieldramaturgie ans Badische Staatstheater Karlsruhe und studiert seit 2021 Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis mit Schwerpunkt Literatur an der Universität Hildesheim.

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