Die Welt gibt es in real und in digital. Man kann wählen, wenn man will. Vielleicht. Vor sechs Jahren hat das Theatertreffen seine Zelte im Garten des Internets aufgeschlagen. Das Theatertreffen-Blog bespielt seit 2009 dessen Wiese. Fünf Generationen von Kulturbloggern schrieben, kritisierten und erfanden neue Formen für Theaterrezensionen. Seitdem twittern, teilen und verlinken sie. Aber die digitale Revolution hört nicht auf. Viel mehr: Sie wächst und gedeiht. Als Unkraut, Zuchtgemüse und als rosa blühendes Tulpenfeld.
Überall blinkt und piept es. Omnipotentes W-Lan, Apps, Bitcoins, Hashtags, Feeds, Tweets und natürlich diese Smartphones. Oh, diese Smartphones! Überall. In der Bahn, im Park, in der Kassenhalle. Den Kopf gesenkt, die Stirn konzertiert in Falten gelegt, den Blick auf das grelle Display fixiert. Das muss er sein, der Untergang des Abendlandes, jetzt aber wirklich. Wir glauben: So schlimm ist das nicht. Wir glauben sogar: im Gegenteil. Deshalb gehen wir dieses Jahr mit dem Blog noch einen Schritt weiter in Richtung glitzernde digitale Zukunft. Aber was soll das heißen?
Das Leseverhalten hat sich in den letzten Jahren geändert. Relevanter Inhalt ist in Sekunden zu finden, zuhauf. Zu viel? Wir lesen und surfen uns in die virtuelle Völlerei, was bleibt, ist digitales Rauschen. Es gibt mehr zu lesen als wir können. Deswegen wird das Blog in diesem Jahr sehbarer, hörbarer und erlebbarer. Wir twittern mit Papierzetteln und bringen die digitale Flüsterei an die Wände im Haus der Berliner Festspiele. Das Blog-Orchester besteht aus digitalen Muttersprachlern, Filmnerds, DIY-Fotografen, Selfie- Fetischisten, Audio-Maniacs und natürlich den schreibenden Kulturkritikern. Wir bebildern, befilmen, beschreiben und bespielen die Blogosphäre aus dem Herzen des Festivals. Wir sind das kritische Echo des Theatertreffens, nörgelnd, euphorisch und diskursiv. Was passiert hinter den Kulissen? Worüber wird gesprochen, gelacht und worum wird gekämpft? Was ist wichtig und was tut nur so?
Wir wollen das Digitale in das Reale heben und das Reale digital machen, bis alle feststellen, dass es gar keinen Unterschied gibt.
Das Theatertreffen-Blog wurde von 2009 bis 2013 von Nikola Richter geleitet. Im sechsten Jahr und nach einem Leitungswechsel ist es schön, sich auf die Kooperationen mit der „Berliner Zeitung“ und dem „Exberliner“ verlassen zu dürfen. Dirk Pilz, Mitgründer von Nachtkritik.de und Autor für die „Berliner Zeitung“, unterstützt uns weiter als Mentor. Die Rudolf Augstein Stiftung fördert das Theatertreffen-Blog zum vierten Mal. Bei unseren Partnern möchten wir uns herzlich bedanken! Für das Vertrauen und die Offenheit, dieses Jahr neue Wege einzuschlagen, sei auch der Theatertreffen-Leiterin aufrichtig gedankt!
Wir freuen uns auf das Blog-Orchester 2014!
Bianca Praetorius, Projektleitung Theatertreffen-Blog
Eefke Kleimann, Redaktionelle Mitarbeit
Viktor Nübel, Blog-Gestaltung und -Umsetzung, lieberungewoehnlich.de
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