Christoph Marthalers zum tt09 eingeladene Inszenierung „Das Theater mit dem Waldhaus“ wurde bereits im März 2009 im Künstlerhotel Waldhaus in Maria-Sils ausgezeichnet. Ein Auszug aus der Rede des Regisseurs anlässlich seiner insgesamt dreizehnten Theatertreffen-Ehrung.
Ich finde es vollkommen absurd, dass wir schon wieder zum Theatertreffen eingeladen wurden. Es gibt vielleicht zwei Möglichkeiten, das zu begründen. Entweder ist das, was wir hier gemacht haben, vielleicht doch interessant, weil wir hier in einer Zwischensaison auf fast 2.000 Metern in diesem wunderbaren Gebäude bei dieser wunderbaren Familie gearbeitet haben. Es kann natürlich auch sein, dass die Jury hier oben einen totalen Knall gekriegt hat. Denn wenn man in diese Höhe anreist, ist man erstmal relativ unzurechnungsfähig.
Was wir hier gemacht haben, ist wirklich eine gemeinsame Arbeit – noch mehr als sonst. Das ist mir ganz wichtig. Wir sind hier einmal eingezogen im April, Mai, und es hatte viel Schnee. An einem Ort, wo ich mich oft inspiriert habe, von dem ich viele Ideen ins Theater zurückgetragen habe, an diesem Ort sollten wir plötzlich eine Jubiläumsveranstaltung machen. Und natürlich haben wir keine gemacht. Wir haben hier unser Theater gemacht. Wir haben hier gelebt und ein vollkommen absurdes Leben, ein wunderbares Leben geführt. Gleichzeitig wurde das ganze Hotel umgebaut. Hier war es leer, ganz außergewöhnlich schön leer, jetzt sitzen hier Hunderte von Menschen.
Wir haben gedacht, dass wir die Geister, die schon längst nicht mehr hier sind, wieder in dieses Hotel zurückbringen müssen. Ich habe immer Theater gemacht an Orten, wo garantiert kein Theater ist – oder kein Theater, wie man es normalerweise begreift.