Claus Peymann, deutscher Theaterregisseur und ehemaliger Intendant des Berliner Ensembles, hat Yvonne Büdenhölzer zur ihrer Verabschiedung als Leiterin des Theatertreffens (2011 – 2022) folgenden Brief geschrieben, den wir – auf beidseitigem Wunsch hin – hier gerne veröffentlichen:
Sehr verehrte, liebe Yvonne Büdenhölzer,
als Ihre große Zeit anfing, war meine große Zeit schon vorbei. Wie oft waren meine Theater (TAT, Stuttgart, Bochum, Wien, Berlin) beim Berliner Theatertreffen zu sehen — davon allein, glaub ich, fast zwanzig eigene Inszenierungen.
In den letzten Jahren waren Sie manchmal der einzige Lichtblick unter den 10 nominierten Katastrophen (das war nicht Ihre Schuld, sondern lag an der zunehmenden Esoterik und mangelnder Liebe der Jury zum Theater).
Von ferne habe ich trotzdem immer gerne zugeschaut, obwohl mir manchmal Angst und Bange wird um das Theater.
Auf die Wilmersdorfer Kulturschickeria konnten Sie zurecht verzichten – das junge Berlin haben Sie dafür gewonnen. Mich zum Beispiel.
Geheimnis, Sprache, Dichtung, Schauspielkunst, das Wunder der Verwandlung, die Empörung, der Aufschrei… all das wird gewiss wiederkommen. Denken Sie an meine Worte.
Am Freitag werde ich nicht dabei sein.
Vielleicht tröstet Sie dieser Brief.
Ihr
Claus Peymann
P.S.: Falls Sie künftig ein Theater übernehmen sollten – was ja nicht die schlechteste Idee wäre -, komm ich gerne. Womöglich sogar bis nach Wien?!
P.P.S.: Wenn die Stimmung danach ist, können Sie diesen Brief gern vorlesen – wem auch immer.