Frei nach dem Freiherrn: Die copy-and-paste Vorabkritik zur tt-Premiere „Testament: Verspätete Vorbereitungen zum Generationswechsel nach Lear“ von She She Pop.
Zu den befremdlichen Erscheinungen des zeitgenössischen Theaters gehört die Tendenz, private Befindlichkeiten auf die Bühne zu zerren. Zum ersten Mal seit fast fünfzehn Jahren muss ich mich nicht mehr verstecken, verteidigen, mich meiner speziellen Neigung nicht mehr schämen. ICH LIEBE SHE SHE POP. Die Schwestern im Geiste, die zusammen als She She Pop arbeiten, haben ihre Väter aus der Reserve und auf die Bühne gelockt. In Testament. Verspätete Vorbereitungen zum Generationswechsel nach Lear machen sie das Fass des Lebensgefühls von Kindern der 68er-Generation auf. Ein Abend mit Papa? Keine gute Idee. Klingt nach exhibitionistischem Pseudo-Authentisch-Theater. Doch so, wie sie jetzt zusammen agieren, steht die Anerkennung der Unterschiede im Vordergrund. Das geschieht in einem grandios verworrenen Chor, bevor ein kollektives, etwas eingetrübtes „I love you“ angestimmt wird und sich Väter und erwachsene Kinder zu einem Menschenhaufen auf der Bühne zusammenlegen – am Ende werden wir alle zu Staub.