Dass beim Theatertreffen einmal ein Film über Christoph Schlingensief gezeigt werden würde, hätte man vor einem Jahrzehnt nicht unbedingt vermutet. Damals war der heute hoch geschätzte Regisseur noch das Enfant terrible der deutschen Theaterszene. Gestern aber feierte „Knistern der Zeit – Christoph Schlingensief und sein Operndorf in Burkina Faso“ im HAU seine Premiere – als Teil des offiziellen TT-Programms.
Regisseurin Sibylle Dahrendorf versucht in ihrem Film nicht das Phänomen Schlingensief zu ergründen, sondern beschränkt sich weitgehend auf die Geschichte des Operndorfs, ohne jedoch die genauen Ursprünge des Projekts zu benennen. Schade.
Schöne Landschaftsbilder, Schliengensiefs gewohnt unterhaltsame (und vermisste!) Reden, die Proben zu „Via Intolleranza“, und die Geschichten der rund um das Dorf ansässigen Familien machen diese 100 Minuten trotz einiger Längen zu einem interessanten und berührenden aber nie rührseligen Film.
Großer Applaus vom Publikum, unter ihnen Schlingensiefs ehemaliger Dramaturg Carl Hegemann, dessen Tochter und Autorin Helene Hegemann, und Aino Laberenz, die Witwe des großen Künstlers. Von der Stimmung her mehr Familientreffen als Theatertreffen. Schön – und stimmig.