Optimistic Young Authors

Conflicts and crises are better partitions than cubicle walls. Crises separate the wheat from the chaff, the optimists from the pessimists. While the pessimist may fall into existential angst and question whether or how one should continue, the optimist keeps hoping that things aren’t all that bad and that they will get better.

Young stage writers in Germany have been faced with a theater specific crisis: the Heidelberger Stückemarkt held back its prize this year, and last year Vienna’s Burgtheater cancelled its workshop for young dramatists. In other words, the current dramatic output has been categorically put into doubt. The question „what’s to be done?“ would seem to naturally arise in face of this conflict. Are these events reason to worry for the general state of theater? Or do they serve as motivation for young authors to flex their dramatic muscles? This year at Theatertreffen, things look rather optimistic. The jury has not only selected a group of (relatively) young writers, but these writers themselves are (mostly) hopeful. I asked them about critical optimism, their hopes for the Stückemarkt and the types of questions theater can answer that, perhaps, other forms of art are unable to.

The questions:

1. Jacob Wren and Pieter de Buysser, creators of the piece „An Anthology of Optimism“, describe critical optimism as an outlook on the world which hopes to incorporate the doubts of the pessimist with the ‘show-must-go-on’ vivre of the optimist. Do you think this is a healthy view for theater?

2. In your opinion, what sorts of questions can be probed in theater better than any of the other arts?

3. What are your hopes and expectations, if any, for the Stückemarkt?

The answers:

Peca Stefan, author of „Drahtseilakrobaten“:

1. I’m an optimist myself – so I think optimism should be always integrated in the process of making theatre. I mean, always when you do something – there’s hope that it will come to life. So there’s a dose of optimism right at the beginning. For me, one of the most interesting conflicts is between optimism and pessimism – because that’s a characteristic of human nature. I think this ongoing negotiation is in the nature of theatre itself. There are times when one bit takes over the other – but even in the most pessimistic situations, there’s at least one hope that something will get better.

2. The questions about human nature under pressure. Because you always challenge your characters to respond to dilemmas. But ultimately – I think that we always ask difficult, hurtful questions to ourselves, not only the audience. I think what theater can offer is this live dimension of experience where all questions regarding the human condition become more urgent and more intimate, because they’re there – in front of you. And it’s all getting personal.

3. I’ve never been to the Berlin Stückemarkt – so for me it’s a trip of discovery. Meeting top professionals. And getting the vibe of this particular moment of what’s going on in Germany.

Hannes Becker, author of „Befreundete Menschen“:

1. I like the idea that any real optimism has to really consider what it most rejects – even the idea that nothing more can be done, that there is no positive way of action left to choose. If I can still see this I have already chosen something else. – What Wren and de Buysser write really needs to be discussed at some length. I hope they are not being too pragmatic when they say they aim to „understand the degree to which we are all part of the problem”. There is a point to it – theatre, because this is the example here, theatre as any place in society has to be changed by people participating in its institutions, taking note of its rules, restrictions, possibilities. This may help us think and take action, there is probably a lot that can be really good and fullfilling. But I think we are not ultimately dependent on, or even responsible for, any institution (and the range of the possible it represents) that does not attract our participation anymore. Love for theatre may seem to imply identifying ourselves with all kinds of problems that are not our own. But I’m optimist enough to think that any theatre person will abandon theatre when it essentially hurts her or his objectives, integrity, well-being. As a writer, of course, you’re always in some other place you can return to (and return from) – but I would be curious to know, what does an actor do, what a director, what does the audience do?

2. I think all questions that arise when something that you really wish to be real becomes real – or doesn’t. Why doesn’t it? (Let’s see how it looks on stage.) It should be! (It can be.) Or what do you think?

3. Besides hoping the best for me and the other writers (personally/professionally) I really hope for a more generous reception of dramatic writing and its complexities within the German theatre and beyond. I’m not sure if the Stückemarkt can help to etablish new styles and attitudes within the theatre scene, but I am sure things will change sooner or later. Up to this day, I don’t see that the relationship between any art and reality has ever been pacified; how, then, can any art-scene ever look upon her achievements with some sort of final satisfaction?

Wolfram Lotz, author of „Der grosse Marsch“:

1. Zunächst: Ich habe Wrens und de Buyssers Ansatz nicht so weit verstanden, dass ich tatsächlich darauf anworten könnte (oder: ich bin mir nicht sicher, ob ich ihn verstanden habe). Ich halte den Begriff Optimismus auch nicht für geeignet, tatsächlich Perspektiven erzeugen zu können – er setzt einen Glauben vorraus, dass das Gewünschte Realität werden kann. Wenn das nicht gelingt – wie lange kann der Optimismus dann ausreichen? Das, was gewünscht wird, sollte nur insofern an Realität gekoppelt sein, als dass die gewünschte Veränderung eine Differenz zu dieser aufzeigt (diese Kopplung ist allerdings unerlässlich!). Aber der Glaube an die (Möglichkeit der) Erfüllung scheint mir nicht notwendig, er ist eine Voraussetzung, und diese Voraussetzung ist mir bereits eine Unfreiheit zuviel.
Statt Optimismus muss es eine Verzweiflung geben, die Haltungen erzeugt, die von der realen Umsetzung abgekoppelt sind. Es ist das „trotzdem“, es ist ein „Anything goes“, das aber nicht aus den Umständen kommt, sondern aus dem Subjekt, Quatsch, was rede ich: aus mir. Als Schreibender bin ich das Maß für die Welt, und nicht andersherum. Das Theater ist der Ort, wo diese Fiktion dann in Realität umgesetzt werden muss (was geschrieben ist, soll tatsächlich stattfinden auf der Bühne). Das muss gehen, und wenn nicht genauso, dann eben anders, oder so, dass die Sehnsucht darin noch sichtbar ist, dass die Forderungen des Texts in der Aufführung weiter vorhanden sind, auch wenn sie nicht umgesetzt werden können. Man mag das mit Naivität verwechseln: Naivität als das Nichterkennen von Realitäten. Was ich aber meine, ist etwas ein klein wenig anderes: Das Nichtanerkennen von Realitäten, auch (oder gerade) wenn man um sie weiß.

2. Es sollten alle Fragen dort gestellt werden können, auch wenn sie nicht geeignet für die Form sind. Dann muss eben die Form des Theaters verändert werden – aber das ist dann ja immer noch Theater, oder auch nicht, dann ist es eben etwas anderes.

3. Ich weiß es nicht genau, aber jedenfalls auch: Buletten bei den Buffets, gutes Wetter.

Ekat Cordes, author of „Ewig gärt“:

1. Das theater verzehrt und verzerrt texte und formen. Ich als zuschauer darf das dann wiederum verzerren, weil ich mich ja freiwillig da anstelle in die schlange und mir die karte abreißen lasse, quasi die menükarte. Aber will ich alles essen was auf den tisch kommt? Natürlich könnte ich sagen, na ja, das ist doch eine große küche, das theater. Da wird gekocht, gemischt und experimentiert. Und wo experimentiert wird, da kommt dann eben manchmal was raus, was merkwürdig schmeckt oder gar kotzreize hervorruft. optimistisch wie ich bin, probiere ich ja alles und in der not frisst der teufel fliegen oder ich eben schwere kost, die mich hoffentlich nicht irgendwann übergewichtig werden lässt.
Ich will ja essen. Ohne geht es ja nicht.

3. ich hoffe, natürlich, für mich, dass ich fuß fassen kann in der stückewelt. Dass sich endlich jemand für meine texte interessiert und sie auch ernst nimmt. Und nicht, dass es heißt, wie immer, ah ja, da hat der ekat mal wieder was geschrieben, das ist bestimmt mal wieder so was abgedrehtes, na da guck ich mal rüber und lache kurz und legs dann zur seite.
Weil es das nicht ist. Ich schreibe nichts abgedrehtes, weil ich was abgedrehtes schreiben will, sondern weil ich es als die richtige form für das sehe, was ich schreibe.

Ja. Ich hoffe, dass man meine texte ein bisschen ernster nimmt und sich zeit für diese nimmt, darüber nachdenkt und so weiter.

Thomas Arzt, author of „Protest eines Provinzproleten“:

1. Optimismus ist wichtig fürs Theater. Ich bin selbst ein sehr optimistischer Mensch. Das heißt aber nicht, dass ein pessimistisches Stück mir die Hoffnung auf Glück, Zufriedenheit oder Veränderung nimmt. Oft können pessimistische Stücke im Theater sehr viel besser vermitteln, wo der Wunsch zum Optimismus beschnitten, begrenzt oder behindert wird. Negativität und Passivität sind dagegen sehr viel destruktiver. Das hat aber nichts mit Pessimismus zu tun. Die pessimistische Kunst ist vielmehr ein sehr hoffnungsvolles Ventil gegen real stattfindende Unterdrückung. Und aus Sicht eines Dramatikers kann ich mir nur wünschen, einem engagierten Pessimismus zu begegnen. Nichts langweiliger, als lauter Menschen, denen es einfach nur gut geht. Im Theater.

2. Im Theater kann alles verhandelt werden, was Menschen dort hinein tragen. Es gibt keine mehr oder weniger geeigneten Themen, aber mehr oder weniger geeignete Mittel, um die Themen theaterspezifisch darzustellen. Es ist wichtig, dort mit den Fragen zu beginnen, wo sie in anderen Medien enden. Das bedeutet für mich, Fragen im Theater körperlich verhandelbar zu machen, in einen sozialen Kommunikationsraum zu stellen und damit in einem unmittelbaren Wahrnehmungsprozess zu erproben. Da gibt es freilich viele Schnittpunkte zu anderen medienspezifischen Mitteln. Genau an diesen Schnittstellen (zu Kino, Radio, Buch…) steht die Besonderheit des Theaters am Spiel. Dieses Dazwischen, diese Uneindeutigkeit ist notwendig, damit Medien an einem dynamischen Prozess teilhaben, der sich Gesellschaft nennt.

3. Was ich mir vom Stückemarkt erhoffe? Ich möchte neugierig herum gehen und künstlerische wie auch sehr persönliche Erfahrungen machen, die mich in meinem Schreibprozess weiter bringen. Ich möchte auf Überraschendes stoßen, das mich herausfordert und zum Nachdenken anregt. Ich hoffe, Menschen kennenzulernen, die meine Arbeit kritisch einschätzen können und sich auf anregende Gespräche einlassen. Ich hoffe vor allem, dass endlich die Sonne nach Berlin kommt.

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Shane Anderson

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