DIE NACHT DES 7. MAI

Es gab die Eröffnungsveranstaltung „Kasimir und Karoline“ und es gab die Ansprache von Jack Lang. Beide erhielten gleich starken Applaus. Vor allem machte Lang sein Versprechen, „die deutsche Sprache zu malträtieren“, nicht wahr. Im Gegenteil, seine Aussprache war charmant und nahm für ihn und die deutsche Sprache ein. Das versicherten mir auch viele tt-Besucher, die sich durch den Kies an den Skihütten vorbei mühselig ihren Weg bahnten. Mir machte das Freude, weil ich die Idee hatte, ihn aus Paris, Place des Vosges, an die Schaperstraße zu locken. Die wichtigste Botschaft seiner Rede, nämlich ihn möglichst rasch zum ersten deutsch-französischen Kulturminister zu machen, ging allerdings unter. Die Festversammlung klatschte an anderen Stellen, zum Beispiel, als er sagte, dass die ideenlosen Politiker auf gar keinen Fall an der Kultur und am Theater sparen dürften. Das war eine richtige, ja unverzichtbare Aussage, aber warum hatten wir kein Sensorium für die wirklichen Visionen in seiner Ansprache? Dann kam die Aufführung des Schauspiel Köln. Man konnte sie, neben allem Künstlerischen, auch erleben als dringend nötige Legitimation für den Subventionsbetrieb.

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Joachim Sartorius

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