Great Expectations

Ich habe mal alles gelesen, was ich zu „Diebe“ – heute Abend tt Premiere – finden konnte: Pressetexte, Rezensionen, Google. Meine gesammelten falschen Erwartungen.

„Diebe“ ist für Loher-Verhältnisse ungewöhnlich komisch.

sagt Ulrich Weinzierl auf Welt.de.

Plötzlich wird klar, dass die Farce nur eine Falle war und die Klamotte die Mutter der Tragödie.

sagt Peter von Becker im Tagesspiegel.

Im Laufe des Abends schießen einem die verschiedensten Erinnerungen durch den Kopf. An Klassiker der Komik wie Loriot und Monty Python, ebenso wie an die boshaft-ironischen Gruselfilme Roman Polanskis.

sagt Jury-Mitglied Stefan Keim im tt Magazin.

Es wird menscheln, heut Abend im Deutschen Theater, sage ich, nach meiner kleinen Hintergrundrecherche. Mehr hab ich ja nicht. Jetzt also freies Assoziieren:

Die „Farce“ wird sich vor die Figuren schieben und sie zu Akteuren einer höheren Sache machen. Gleichzeitig werden die Lacher mich vier Stunden bei der Sache halten.

Es wird Drama geben, in doppelter Hinsicht: Menschliche Dramen der unterschiedlichsten Koleur werden episodenhaft erzählt werden, mal nachvollziehbar, mal nicht so nachvollziebar. Die Zustände der Figuren werden allerdings immer hoch metaphorisch sein, manchmal vielleicht sogar etwas zu deutlich. Vor allem aber wird das theatrale Sprechen seinen Raum erhalten: Das Von-Sich-Selbst-Erzählen in der dritten Person, das Aussprechen von Regieanweisungen: Dramatiker-Drama, eine Verbeugung des Regisseurs vor dem Text.

Die Tableaus, die sich im beeindruckenden Bühnenbild einstellen werden, werden in ihrer Schönheit oftmals rührend sein, mir aber nach einer Weile auf den Wecker gehen. Genauso wie das Dramatiker-Drama. Ich werde auf Monty Python warten, aber nur Loriot wird auftauchen. Die deutsche Absurdität ins Leere laufender bürgerlicher Dialoge, das haben die Dramatikerin Dea Loher und ihr Regisseur Andreas Kriegenburg zusammen hingekriegt, da bin ich mir sicher. Aber die englische Schrägheit und ihr exaltierter Blödsinn – ich weiß ja nicht. Dazu sehen die Stückbilder im Internet doch etwas zu schick aus, etwas zu glatt.

An dieser Glattheit werde ich vielleicht hängen bleiben. Die Glattheit der perfekt verwobenen Erzählstränge und der tragisch-komischen Figuren. Die Glattheit des opulenten Bühnenbilds. Vielleicht auch die Glattheit des Humors. Aber das ist ja nur meine Erwartung. Ich werde mich überraschen lassen.

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Alexandra Müller

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