Ihr Tag mit dem TT (13)

Für alle, die sich am gedruckten Programm orientieren: Es gab eine Spielplanänderung!  „Kill your Darlings!“ fällt wegen Fabian Hinrichs Sprechverbot aus. Stattdessen wird „Die [s]panische Fliege“ gespielt. Regisseur Herbert Fritsch lässt die Darsteller puppenhaft auf einem riesigen Teppich komisch gestikulieren, hüpfen, kriechen, klettern…  Es geht drunter und drüber (hier unsere Sicht auf die Inszenierung). Trotz Ausfall wird es an der Volksbühne also ein unterhaltsamer Abend.
Gelacht wird auch in Ibsens „Ein Volksfeind“, dem Regisseur Lukas Langhoff das Drama komplett ausgetrieben hat. Was wir davon halten? Magdalena Hiller sagt es in ihrer Premierenkritik.
Ernsthafter wird es am Abend im HAU mit dem Reenactment „Hate Radio“ von Milo Rau. Im Mittelpunkt steht die Radiostation RTLM, die 1994 den Genozid an der Tutsi-Minderheit in Ruanda mit vorangetrieben hat. Die Moderatoren machen zu cooler Musik Propaganda und rufen die Zuhörer zum Morden auf. Einen kleinen Einblick zu Thema und Stück bekommt man in der Sendung „titel thesen temperamente“. Hate Radio ist an dieser Stelle auch als Hörspiel verfügbar. Eine Einführung gibt es von uns heute Nachmittag, wenn Miriam Sherwood, die das Stück bereits gesehen hat, auf dem TT-Blog ihre Eindrücke schildert.
Den Abend können Sie musikalisch mit dem The Sir Henry Trio in der Kassenhalle der Berliner Festspiele abschließen. Wundern Sie sich am Eingang nicht über das laute Vogelgezwitscher in den Bäumen: Es ist ein elektronischer Überbringer von Frühlingsgefühlen – mit den natürlichen klappt es bei dieser Kälte ja eher schwerlich…
 

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Hamed Eshrat, geboren 1979 in Tehran, studierte Visuelle Kommunikation an der Kunsthochschule Berlin Weißensee und an der Massey Universität in Wellington Neuseeland. Er arbeitet als Designer, freischaffender Künstler und Autor in Berlin. In seinem ersten Buch „Tipping Point – Téhéran 1979" befasste er sich in Form einer grafischen Novelle mit dem politischen Umbruch im Iran der 1970er Jahre aus der Sicht seiner eigenen Familie. Bei seinen Arbeiten gibt es immer wieder Berührungspunkte zum Theater und deren Schaffenden, woraus auch Kollaborationen entstanden sind, zuletzt am Maxim Gorki Theater Berlin.

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