Live-Ticker um den Preiskampf zum 3sat-Theaterpreis

Am Samstag Abend wurde der 3sat-Theaterpreis verliehen – vor Publikum und live übertragen auf 3sat. In der Jury: Schriftstellerin Juli Zeh, Schauspieler Burghart Klaußner und die beiden Kritiker Tobi Müller und Christopher Schmidt. Ringrichterin: Tita von Hardenberg. Die Spielregeln: 60 Minuten Zeit um sich auf eine „herausragende künstlerische Leistung aus dem Kreis der zum Theatertreffen eingeladene Inszenierungen“ zu einigen. Die Auszeichnung ist mit 10.000 Euro dotiert – und ging an Annette Paulmann und Paul Herwig, die Hauptdarsteller in „Kleiner Mann – was nun?“ in der Inszenierung von Luk Perceval.

Wir haben live mitgebloggt.

22:46: Also geht dann doch wenigstens ein Preis heute Abend nach Bayern! Glückwunsch. (Trotzdem wäre Fußball gucken wahrscheinlich spannender gewesen als der Preiskampf …)

22:45: Klaußner knickt dann doch ein. Der Preis geht an Annette Paulmann und Paul Herwig, stellvertretend für die Inszenierung „Kleiner Mann, was nun“ von den Münchner Kammerspielen. Aber nur, weil es auch Schauspieler sind. Wie Markus John.

22:45: Noch eine Minute und Schweigen aufm Podium.

22:44: „Fallada ist nicht mehr zeitgemäß“, sagt Klaußner. Redet wieder von John und ist „verzweifelt“, weil die anderen ihn nicht wollen.

22:43: Noch 3 Minuten und Tobi Müller will über die Liebe reden.

22:42: Juristische Tricks hat die Juli Zeh da ausgepackt! Hat funktioniert. Schon sind Schmidt und Müller auch für Annette Paulmann und Paul Herwig in „Kleiner Mann“.

22:40: So Jetzt hat jeder ganz brav nochmal seine Meinung gesagt. Das Publikum klatscht. Tita gibt „eine Steilvorlage“: Alles verdichte sich gegen Jelinek. Juli Zeh haut in die Vollen: Jeder soll seinen zweiten Favoriten nennen … und siehe da … „Kleiner Mann“ 3 : 1 (Klaußner will einfach nicht).

22:38: Inter Mailand hat die Champions League gewonnen. War sicher, trotz 2:0, spannender als das, was hier auf der Bühne passiert…

22:38: Schmidt beharrt auch weiter auf seinem Bodo. So wird das nix mit der Einigung. Noch 9 Minuten.

22:36: Klaußner lässt sich nicht hetzen und fordert „Denkpause“, trotz Fernsehen. Und erzählt nochmal (!!) wie sehr Markus John sein Herz bewegt hat. Besonders, weil er fast auf der Bühne gestorben ist. Also seine Figur. Und dann war er behindert. Das findet Klaußner herzbewegend.

22:34: „Blödsinn“, kommt es aus dem Publikum. „Das ist doch eine totale Symbolik“, kommentiert ein Zuschauer „Die Schmutzigen…“ und vergleicht die Darsteller gleich noch mit Pina Bausch. Wenn das nicht mal ein Rundumschlag ist. Noch 11 Minuten. Tita will „einen Zacken verschärfen“.

22:33: Klaußner bleibt stur: John.

22:32: Schmidt sagt: Es ist aber mehr als Voyeurismus!

22:30: Müller spricht von „ideologischen Wahrnehmungsscheiden“. (?!) Es fällt das Wort „Sozialpornografie“.

22:29: Schmidt läuft von Viktor Bodo zu Fallada über.

22:27: Während alle sich streiten, bleibt Klaußner wie ein Fels in der Brandung. Dann ergreift er das Wort: Er beharrt auf John. Werden Sie sich einigen? Tita von Hardenberg scheints nicht zu interessieren, wenn sie nicht wie eine Kindergärtnerin ins Publikum lächelt, schaut sie gelangweilt mit verschränkten Armen auf den Boden.

22:25: Müller findet, man müsse auch über Geld reden, „keiner von den zu Diskutierenden braucht die 10.000 Euro Preisgeld.“ Wirklich nicht? Wie wär es mit Nature Theater of Oklahoma, der freien Off-Off-Gruppe aus New York?!

22:22: Endlich kommt mal ein bisschen Fahrt in die Diskussion. Christopher Schmidt sagt: „Mir ist nicht ganz klar, wer bei den „Kontrakten“ ausgezeichnet werden soll?“ Die Musik? Dann käme man an Marthaler nicht vorbei. Müller: „Ich meine alle auf der Bühne.“ Juli Zeh findet das alles zu abstrakt.

22:18: Kurz nach der Pause gehts jetzt los: Man möchte sich einigen, soll ja einen Preis geben Juli Zeh wendet sich vertrauensvoll-überzeugend an Tobi Müller und erinnert ihn an das Bühnenbild von „Kleiner Mann“. „Du als Musikfreund musst doch sofort umschwenken und einfach dieses Stück nehmen.“ Tobi Müller gibt zu: „Ich habe überlegt, den Musikautomaten auszuzeichnen.“

22:15: Juli Zeh ist total dagegen! Markus John spiele in „Die Schmutzigen, … “ nur Klischees, findet sie. „Neandertaler, zu wenig Mensch.“ Das sei keine künstlerische Leistung.

22:14: Diego Milito schießt Inter zum 2 : 0.

22:10 Burghart Klaußner nennt seinen Favoriten: Markus John. Gong. Alle Diskutanten haben immer nur zwei Minuten Zeit für ihre Begründung.

22:08: Tobi Müller gibt zu: „Die Stunde, da wir nichts voneinander wussten“ sei technisch gut, „aber ich habe den Abend nicht richtig verstanden.“ Warum nimmt Regisseur Bodó Handke?

22:03: Christopher Schmidt ist begeistert von der sprühenden Vitalität und der Leichtigkeit der Handke-Inszenierung „Die Stunde da wir nichts voneinander wussten“ und von Viktor Bodos Regie und Ensemble. Ginge der Preis an ihn, würde das die visionäre Kraft von Theater würdigen.

22:01: Burghart Klaußner findet Jelinek zwar charmant, das Theater habe man hier aber nicht neu erfunden. Und eine Metaebene gibts auch nicht, sagt er.

21:57: Tobi Müller mag „Die Kontakte des Kaufmanns“ wegen der Musikalität des Textes, den Rausch des Kollektivs. Er schlägt das ganze Ensemble vor.

21:54: Christopher Schmidt findet: Zu viele Gummihandschuhe im „Kleinen Mann“, zumindest in der ersten Hälfte. Aber: Er ist dagegen, den Preis zwischen Annette Paulmann und Paul Herwig aufzuteilen.

21:50: Juli Zeh ist was ganz zauberhaftes passiert … „Kleiner Mann – was nun?“ Sie hat eine wahre Liebe entdeckt, pausibel und anrührend … gegen den sozialen Abstieg. Da wird sich Würde bewahrt. Und es steht 1 : 0 für Inter.

21:45 Uhr: Es geht los! Theater gegen Fußball, sozusagen!

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