Zahlen, bitte!

Auf los geht`s los – heute abend im Haus der Festspiele, mit „Kasimir und Karoline“, zum vierten Mal dabei, inszeniert von Johan Simons, zum dritten Mal nach Berlin eingeladen. Wer hält eigentlich den Theatertreffen-Rekord? Eine Übersicht.

Heute abend, am 7. Mai 2010, startet das 47. Theatertreffen mit der ersten von zehn eingeladenen Inszenierungen. Das Eröffnungsstück „Kasimir und Karoline“ ist zum vierten Mal dabei, sein Verfasser Ödön von Horváth war schon zehn Mal vertreten, übrigens einmal mehr als Thomas Bernhard und genauso oft wie Samuel Beckett und Christoph Marthaler (als Autor), der mit seiner Inszenierung des Stücks 1996 ebenfalls eingeladen war und damit zusätzlich zu seinen zehn Einladungen als Autor auf insgesamt 13 Aufenthalte als Regisseur kommt.

Rekordautor des Theatertreffens ist allerdings – Überraschung! – William Shakespeare, der ganze 37 Mal zu sehen war. Aber der hat schließlich auch ungefähr 36 Stücke geschrieben (wenn er denn überhaupt gelebt hat, da gehen die Meinungen ja auseinander), bevor er 1616 an seinem 48. Geburtstag starb (wenn er denn überhaupt geboren wurde), da hatte er ein bisschen mehr Zeit als Ödön von Horváth, der gerade mal zwanzig Dramen geschafft hat, bevor er im Alter von 36 Jahren auf der Pariser Champs Elysées (vor welcher Hausnummer, ist unbekannt) von einem Ast erschlagen wurde und nun mindestens für die nächsten hundert Jahre auf dem Heiligenstädter Friedhof in Wien (Teil A, Gruppe M, Nummer 4) ruht.

Breth + Castorf = Zadek

Der diesjährige Regisseur der Horváth-Inszenierung, Johan Simons, kommt zum dritten Mal nach Berlin, einmal mehr als Otto Schenk, der das Stück 1964 inszeniert hat, aber fünfmal weniger als Hans Hollmann, der Regisseur der „Kasimir und Karoline“-Inszenierung von 1969. Acht Einladungen – um auf diese Zahl zu kommen, müssten andere schon zusammenlegen, Dimiter Gotscheff und Leander Haussmann zum Beispiel (4+4) oder gar Christoph Schlingensief, B.K. Tragelehn und Einar Schleef (2+2+4). Bleibt man bei dieser Logik, ergeben eine Andrea Breth (neun Einladungen) und ein Frank Castorf (zwölf Mal dabei) einen Peter Zadek (21 Einladungen und damit Theatertreffenkönig).

Das Schauspiel Köln, Produktionsort der Horváth-Inszenierung von Johan Simons, ist dieses Jahr gleich mit 2,5 Stücken vertreten (die Hälfte der Lorbeeren für die Koproduktion „Die Kontrakte des Kaufmanns“ gehen ans Thalia Theater) und konnte damit seine bisherige Einladungssumme von ohnehin schon starken 14 deutlich nach oben pushen, hat nun also sowohl die Berliner Volksbühne als auch das Schauspiel Frankfurt (jeweils 15) überholt. Ein weiter Weg ist es allerdings trotzdem noch in die Liga des Schauspielhaus Zürich (21) oder gar der Münchner Kammerspiele (39).

Wahrscheinlichkeitsrechnung

Einsam über allem thront – schon wieder Überraschung! – das Wiener Burgtheater. Auf stolze 43 „bemerkenswerte“ Inszenierungen kommt das zweitälteste europäische und mit 1340 Zuschauerplätzen größte deutschsprachige Sprechtheater, und daraus ließe sich bestimmt mit einer Wahrscheinlichkeit von x hoch y ermitteln, ob auch im nächsten Jahr beim 48. Theatertreffen wieder mit einer 1a-Arbeit aus der 1,7 Millionen Einwohner großen österreichischen Hauptstadt zu rechnen sein wird…

Uff. Jetzt würde ich gerne zahlen und gehen. In „Kasimir und Karoline“, heute abend. 20 Uhr, übrigens. Sollte Ihnen während der 130 Minuten dauernden Vorstellung mit elf Schauspielern und fünf Musikern wider Erwarten langweilig werden, können Sie ja mal versuchen zu zählen, aus wie vielen Pailletten der glitzernde „Kasimir und Karoline“-Schriftzug im Bühnenbild besteht und die Zahl morgen hier als Kommentar posten! Unter allen richtigen Nennungen verlosen wir, hm, einen Taschenrechner.

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Judith Liere

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