Philipp Löhle, Hausautor am Maxim-Gorki-Theater, erzählt im Interview von seiner Zeit als Workshopteilnehmer und „tt Talent“ beim Stückemarkt 2007. Die diesjährige Förder-Plattform für Nachwuchs-Dramatiker wird heute mit zwei szenischen Lesungen eröffnet.
Das Theatertreffen kennt dreierlei Arten von Talent, oder besser, der Talenteförderung: den Stückemarkt, das Internationale Forum sowie den Theatertreffen-Blog. Während die beiden letzteren Workshops bereits angelaufen sind, widmen sich ab heute auch die Teilnehmer des Stückemarktes unter der Leitung von Yvonne Büdenhölzer ihrer kreativen Weiterentwicklung.
Doch Stückemarkt ist nicht gleich Stückemarkt. Da gibt es einmal fünf Autoren, deren glänzende Stücke von hochkarätigen Schauspielern in szenischer Lesung erstmals vorgetragen werden. Und da gibt es fünf vielleicht eher ungeschliffene Diamanten, die im Dramatikerworkshop von John von Düffel am Feinschliff arbeiten. Am Ende werden dann drei Auszeichnungen verliehen: die Uraufführung eines Stückes am Maxim-Gorki-Theater, ein Werkauftrag für ein neues Stück, sowie die Hörspieladaption eines Textes.
Einer, der vor zwei Jahren beim Theatertreffen an sich schliff, ist Philipp Löhle (geboren 1978), inzwischen Hausautor am Maxim-Gorki-Theater. Mit „Genannt Gospodin“ wurde er damals eingeladen, aus dem an ihn vergebenen Werkauftrag entstand „Die Kaperer“. Seine Stücke wurden seitdem unter anderem am Schauspielhaus Bochum, dem Bayerischen Staatsschauspiel, dem Heidelberger Theater und der Schaubühne am Lehniner Platz gespielt. „Die Unsicherheit der Sachlage“ heißt das neueste Werk, ist in der aktuellen Ausgabe von Theaterheute abgedruckt und wird Ende Mai am Schauspielhaus Bochum uraufgeführt.
Herr Löhle, was würden Sie heute machen, wenn Sie vor zwei Jahren nicht zum Dramatikerworkshop des Theatertreffens eingeladen worden wären?
Das weiß ich nicht. Aber natürlich denke ich, dass mir der Stückemarkt wahnsinnig geholfen hat, weil man so viel Aufmerksamkeit bekommt. Es ist einfach ein tolles Sprungbrett: Durch so einen Workshop zu gehen ist schon etwas anderes, als „nur“ eine Uraufführung in einem Studio in Lübeck zu haben – wobei ich nichts gegen Lübeck habe!
Doch Schreiben war schon immer mein Hobby, und das wäre es wohl auch noch, auch wenn es nicht geklappt hätte. Das war für mich immer so, wie für andere Fußball spielen: Am Wochenende am liebsten an einem Stück weiterarbeiten. Das würde ich sicher auch noch machen, wenn ich nicht beim Theatertreffen gewesen wäre. Vielleicht weniger, aber dann gäbe es ja immer noch Off-Theater oder freie Produktionen.
Laut John von Düffel gleicht kein Dramatiker-Workshop dem anderen, da er immer sehr stark von den Teilnehmern abhängt. Wie haben Sie den Jahrgang 2007 erlebt?
Ich habe damals im Vorfeld mit lauter komischen, nervigen Germanisten gerechnet, die andauernd ganz intellektuell über ihre Stücke daherreden. Aber so war es überhaupt nicht, ich mochte alle Teilnehmer sehr: Zum ersten Mal traf ich auf andere Autoren, die die gleichen Interessen hatten wie ich. Zuvor war ich nie in einem so professionellen Theaterbetrieb involviert, da war es ein großartiges Erlebnis, endlich Leute kennen zu lernen, mit denen ich mich austauschen konnte.
Der Workshop hat mich dann total begeistert, John von Düffel ist ein toller Mensch und leitet den Workshop super. Er wertet die Texte nicht, sondern leitet eher ein fruchtbares Dramaturgen-Gespräch. Eineinhalb Stunden lang wird sich richtig intensiv mit dem eigenen Text auseinandergesetzt.
Inzwischen gebe ich sogar selbst einen Schreibworkshop beim Heidelberger Stückemarkt. Als dort die Idee aufkam, ein Rahmenprogramm zu organisieren, habe ich gleich zugesagt, da ich seit dem Theatertreffen so etwas auch immer leiten wollte. Nun bin ich hier mit sechs interessanten Leuten, die ganz unterschiedliche Sachen schreiben, und wir suchen danach, was sie an ihren eigenen Texten eigentlich wirklich interessiert.
Ihre Botschaft an Talente, die noch an sich zweifeln oder deren Bewerbung fürs Theatertreffen nicht erfolgreich war?
Ich kann nur raten – wenn dir schreiben Spaß macht, dann schreib einfach. Ich habe nicht angefangen zu schreiben, weil ich dachte, ich möchte damit zum Theatertreffen und eine Uraufführung am Schauspielhaus Wien oder Hausautor am Gorki werden. Ich habe angefangen zu schreiben, weil es mir Spaß gemacht hat und weil ich irgendwann gemerkt habe, dass Theatertexte die richtige Form für mich sind: viel mehr als Gedichte, Kurzgeschichten oder Romane.