Meine Mutter hat mich angerufen. „Es war ja Muttertag, ich weiß nicht, ob du das wusstest …“ Oh Schreck! Warum ich das schlicht und einfach vergessen hatte, habe ich ihr in einem Brief geschrieben.
Liebe Mama!
Ich wusste auch nicht, dass Diego angeblich doch von Werder zu den Bayern wechselt (pfui!) und dass der Papst in Israel war … Ich lebe ausschließlich im Haus der Berliner Festspiele, zusammen mit fünf anderen Bloggern aus ganz Deutschland und einem Fotograf. Ich habe schon viele neue Freunde gefunden, alle sind sehr nett und wir verstehen uns gut und das Wetter ist auch schön.
Morgens (sehr früh) hocken wir in der Redaktionskonferenz, mittags essen wir in der Theaterkantine (meist Nudeln mit irgendeiner Soße). Am Nachmittag führen wir unsere Interviews und abends gehen wir natürlich immer ins Theater. Die Inszenierungen sind durchwachsen, manche haben mir sehr gut gefallen („Wunschkonzert“ und „Die Räuber“), manche nicht so („Hier und Jetzt“), richtig enttäuscht war ich von der „Möwe“. Für dich wäre das alles wohl nichts, denn das ist Theater mit Nackten und lauter Musik und Videos und so. Nach den Premieren gibt es immer eine Premierenparty mit Buffett und Lagerfeuer im Garten. Dann sitzen alle um das Feuer wie im Ferienlager, es fehlt nur noch die Gitarre und der Klassiker „Blowing in the wind“. Einer von uns hat zwar eine kleine Ukulele, aber der singt nur so komische Kölner Karnevals-Lieder …
Ich wohne hier in Kreuzberg, einem sehr schönen Szene-Stadtteil (nicht gefährlich). Bisher habe ich aber nur den Weg zur U-Bahn und den Spätkauf gesehen. Dort kennt mich der Verkäufer mittlerweile und fragte neulich: „Sie arbeiten wohl auch immer lange?“
Am 1. Mai gab es übrigens hier um die Ecke Krawalle, aber mir ist nichts passiert (ich war im Theater). Berlin soll sehr schön sein, sagen alle, vielleicht haben wir ja mal Freizeit, wenn es unsere Chefin Frau Richter erlaubt. Das Theatertreffen geht noch bis zum 18. Mai, ich melde mich, wenn ich wieder zu Hause bin!
Viele Grüße aus Berlin,
Deine Anna