Paul Herwig ist heute Nachmittag mit dem Alfred-Kerr-Darstellerpreis für seine Rolle des Johannes Pinneberg in „Kleiner Mann, was nun“ ausgezeichnet worden. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis wurde zum sechzehnten Mal vergeben. Geehrt werden junge Schauspieler oder Schauspielerinnen, die in einer Inszenierung auf der Bühne des Theatertreffens zu sehen waren. Juror war in diesem Jahr war Schauspieler Bruno Ganz.
„Er lässt mich ins Innere sehen, in seines, in Pinnebergs und in meines“, begründete Ganz seine Wahl für den 1970 geborenen Paul Herwig. Sich zu entscheiden, schien ihm nicht einfach gefallen zu sein. Die Regisseure des diesjährigen Theatertreffens scheuten das Identifikatorische wie der Teufel das Weihwasser, beklagte sich der Juror. Stattdessen sah er: „Comedy, Chor und Kabarett“. Das habe ihm die Möglichkeit genommen, die Schauspieler zu beurteilen.
Aber nicht nur das: Ganz fand außerdem, dass sich die Nachwuchsdarsteller eher an Vorabendserien orientierten, denn als an der Schauspieler- und Regie-Ikone Fritz Kortner. „Jetzt habe ich aber Paul Herwig entdeckt, das versöhnt mich“, schob Ganz hinterher. Und nochmal hinterher schob er: „Liebe Festspielleitung, hört auf mit dem Etikettenschwindel. Das waren nicht die zehn besten Inszenierungen und auch nicht die bemerkenswertesten. Das waren die Top Ten.“ Wo genau er den Unterschied zwischen diesen Wertungsskalen sah, wurde nicht klar.
Nach diesem Seitenhieb durften dann ein scheu lächelnder Paul Herwig auf die Bühne, der sich nicht nur bei Bruno Ganz bedankte. „Dass Sie sich für mich entschieden haben – ich bin völlig fertig.“ Herwig hat sieben Jahre lang unter der Intendanz von Frank Baumbauer an den Münchner Kammerspielen auf der Bühne gestanden, er bedankte sich für die „unzynische Atmosphäre“ am Haus hervor und das Ensemble. „Mit diesen Leuten kann man nicht scheitern.“
Paul Herwig war bereits am Samstag zusammen mit Annette Paulmann für ihre Darstellung der Pinnebergs in der Inszenierung von Luk Pervecal mit dem 3sat-Theaterpreis ausgezeichnet worden.