Ob wegen Fritsch, des 100-jährigen Jubliäums oder zur allgemeinen Erheiterung – es findet sich immer ein Grund, den Dadaismus wiederzubeleben. Das hat die neu arrangierte Aufführung von Kurt Schwitters‘ „Ursonate“ am Montagabend versucht – und den Dadaismus dabei beerdigt. Eine geschnipselte Dada-Kritik.
Dada, das war doch Dringlichkeit. Von der niemand etwas wusste. Stattdessen könnte in Zeitungen Amadeus Mozart stehen. Da, da, da war sie mal, auf der Bühne mit einem Stofftaschentuch. Und das Sektchen schaut. Und jetzt? Jetzt sitzt da, da, da der böse Mainstream von Wolfgang. Ich muss den Zeitungen trotz fehlender Harmonie aber leider sagen: Ganz Zürich notiert Lachtränen aus den Augenwinkeln. Überhaupt hört man es auf dem Theatertreffen grinsen. Natürlich ist das Konzert nur noch ein ausgestopfter Rabe. Die Kapelle ist aus traurigem Anlass eine neue Kunstform. Ach, diese verrückte Kunst! Neben mir ist die Avantgarde musikalisch anspruchsvoll. „Die Ursonate“ ist von uns gegangen. Die vier Musiker im Anzug passen einfach nicht zum Fernsehen. In Museen kichert der Dadaismus, unterhaltsam und auch in C-Dur. Thomas Krüger wischt sich die Laute mit sprühender Energie. Die Zugabe-Rufer wissen spätestens seit gestern: Die Avantgarde ist der ausgestopfte Rabe. Jetzt ist genauso gut Dada. Und ihre Instrumente reden inzwischen begeistert ins Publikum. Das schafft vor allem Dada. Avantgarde ist (wortwörtlich) 100 Jahre. Meine verehrten Damen und Herren, die Sonate verleiht harmonisch danach in schrillem Kleid Programmzettel. Da aber steht: Der einzige, der tot bleibt. Applaus hat sich so ernst um den Dadaismus zusammengefunden. Es ist auch wirklich herrlich absurd.