Der technische Leiter des Theatertreffens Andreas Weidmann und seine Mitarbeiter erhielten von Joachim Sartorius, dem Intendanten der Berliner Festspiele, und Iris Laufenberg, der Leiterin des Theatertreffens, zum Abschluss des Festivals einen opulenten Vitaminkorb. Warum sie den verdient haben, erzählt Andreas Weidmann im Interview.
Herr Weidmann, war die technische Herausforderung beim Theatertreffen 2009 höher als sonst?
Die ursprüngliche Atmosphäre von Christoph Schlingensiefs „Kirche der Angst“ rüberzubringen war schon eine enorme Herausforderung. Aber im Grunde genommen stellen wir uns diese Aufgabe – die Inszenierungen so zu zeigen, wie sie am Ursprungsort waren – bei allen Gastspielen.
Was war bei „Kirche der Angst“ besonders schwierig?
Die Architektur eines Raumes ist immer Teil eines Bühnenbildes. „Kirche der Angst“ wurde ursprünglich in einer ehemaligen Gebläsehalle bei Duisburg vorgeführt, also in einer großen Halle, die wie eine nackte Kirche wirkt. Solch eine Stimmung ist schwer zu transportieren. Wir haben in Berlin nach einem ähnlichen Raum gesucht aber nicht gefunden. So haben wir uns schließlich dafür entschieden, die Inszenierung ins Theater zu verpflanzen. Bis zum Schluss war schwer kalkulierbar, ob der Raum dann nur wie verkleidet aussieht oder vom Zuschauer als Kirche akzeptiert wird.
Finden Sie, dass es Ihnen gelungen ist?
Ja.
Welche war die komplizierteste logistische Leistung beim diesjährigen Theatertreffen?
In der Nacht vom 3. Mai simultan auf der Seitenbühne ein Bühnenbild ab- und auf der Hauptbühne ein anderes aufzubauen, hat uns die meisten Nerven gekostet: Um 18 Uhr hatte die letzte Aufführung von Christoph Schlingensiefs „Kirche der Angst“ in der Seitenbühne stattgefunden. Bis 5 Uhr morgens bauten dann 35 Techniker das Bühnenbild ab. Punkt um diese Uhrzeit kam das Team vom Schauspiel Köln an, und es ging mit dem Aufbau vom Bühnenbild zu Katie Mitchells „Wunschkonzert“ in der Hauptbühne weiter. Darüber hinaus wurde gleichzeitig rund um die Uhr im alten Postbahnhof am Gleisdreieck für „Hier und Jetzt“ gearbeitet.
Gab es Desaster, von denen das Publikum nichts mitbekommen hat?
Es ist alles sehr glatt gelaufen. Das Material war immer vollständig da. Nichts hat gefehlt.
Was hätte denn fehlen können?
Wir mieten viel Regie-Material dazu, wie Scheinwerfer oder Lichtpulte, weil davon schon mal etwas fehlen könnte. Das ist uns aber nicht passiert, weil alles perfekt abgesprochen war. Wir haben es mit sehr guten Bühnen und richtigen Profis zu tun. Nur als wir das „Marat„-Bühnenbild abbauten, hatte die Spedition einen falschen, zu kleinen LKW geschickt. Wäre das während des Festivals passiert, hätte das katastrophale Konsequenzen gehabt.
Hätten Sie ein Bühnenbild woanders notlagern können?
Nein, ein Notlager gibt es nicht. Das Material draußen stehen zu lassen, bis alles geklärt wird, ist insofern problematisch, als dass es regnen könnte. Darüber hinaus wird meist nachts abgebaut. Um die Uhrzeit lässt sich schwer etwas organisieren. Wir hatten glücklicherweise nie das Problem. Gegebenenfalls wäre uns schon eine Notlösung eingefallen.
Sie haben sechs Gastspiele im Haus technisch eingerichtet. Wie behalten Sie dabei eigentlich den Überblick?
Das ist schwer zu sagen. Es werden natürlich Vorgespräche geführt und Protokolle angefertigt. Aber alles bis ins kleinste Detail aufzuschreiben, ist fast unmöglich. Dafür ist der eigene Kopf da.
Das Theatertreffen ist jetzt beendet. Was machen sie nun?
Das Vorderhaus wird bis Mittwoch Abend noch „abgeschminkt“. Der Tanzboden zum Beispiel muss abgebaut werden. Dann ziehe ich mich ein bisschen zurück und kümmere mich um die Bauplanung aufgrund der aufkommenden Sanierung des Hauses. Und ich werde meine Überstunden ausgleichen.