Bildverweigerung

In der Kategorie der Zeichenkritik unternehme ich im Rahmen des Theatertreffens den Versuch, Inszenierungen gewissermaßen in eine Zeichnung zu übersetzen. Zur „Heiligen Johanna der Schlachthöfe“ in der Inszenierung von Sebastian Baumgarten, die gestern Abend im Rahmen des Theatertreffens Premiere hatte, gibt es keine Zeichenkritik von mir. Der Abend, meiner Ansicht nach gespickt mit rassistischen Karikaturen, (auch wenn Sebastian Baumgarten erklärt, es handele sich nicht um solche; einige seiner Statements veröffentlichen wir heute im Laufe des Tages) lässt mich die Reproduktion jedweder Bilder dazu verweigern.

Keine Reproduktion

Ich habe mich gewundert, dass im Vorfeld der Aufführung keine Diskussion um die Inszenierung statt gefunden hat, war doch auf dem Ankündigungsfoto das benutzte Blackfacing schon deutlich sichtbar. Nachdem ich nun die Inszenierung gesehen habe, wundert es mich umso mehr. Ich habe die Inszenierung der stereotypisierten, auf Klischées reduzierten Figuren als rassistisch und verletzend empfunden. Weil bisher keine öffentliche Debatte zu diesem Aspekt der Inszenierung statt gefunden hat, würde ich mich freuen, wenn meine Position zu diesem Abend hier auf dem Blog eine Diskussionen auch im Rahmen des Theatertreffens auslöst, denn diese ist längst überfällig und, wenn man so will, sowieso ganz im Brecht-schen Sinne.

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Henrike Terheyden

kendike.wordpress.com

Henrike Terheyden, geboren 1984 in Münster, hat in Hildesheim und Paris Kulturwissenschaften und Ästhetische Praxis mit dem Schwerpunkt Bildende Kunst studiert. Sie lebt und arbeitet in Dresden als Bühnen- und Kostümbildnerin sowie als Zeichnerin für ihr Label KENDIKE. Sie ist Mitglied des freien Theaterkollektivs theatrale subversion, http://theatrale-subversion.de/wordpress.

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