120 Beiträge hat die TT-Blogredaktion in fast drei Wochen Theatertreffen produziert. Da kann man schon mal den Überblick verlieren, also zum Abschluss alle Highlights, sortiert.
Kritiken: Fangen wir klassisch an: mit den Kritiken zu „Medea“, „Jeder stirbt für sich allein“, „Krieg und Frieden“, „Die Straße. Die Stadt. Der Überfall.“, „Disabled Theater“, „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“, „Die Ratten“, „Orpheus steigt herab“. Zu jeder Inszenierung finden Sie auch eine gezeichnete Kritik. Auch an Rollenporträts von eindrucksvollen Schauspielerinnen beim TT haben wir uns herangewagt. Positives Denken gefällig? Wir bieten alternative Happy Ends zu allen Stücken. Und sagen was zur Lust am Verriss.
Kurzfazit: Für diejenigen mit kurzer Aufmerksamkeitsspanne, unsere 50-Zeichen-Fazits.
Politik und Repräsentation: Alle Beiträge zum Blackfacing in der zum TT eingeladenen „Johanna“-Inszenierung, alle Beiträge zu „Disabled Theater“, Bericht von der Diskussion über das Internet bei der Konferenz „Theater und Netz“ zwischen der Piratin Marina Weisband und Claus Peymann, Intendant des Berliner Ensembles, Interview mit dem Intendanten der Berliner Festspiele Thomas Oberender über „Institutionen neuen Typs“, den Umgang mit der Schuldenbremse und die Bedeutung von Kollektiven, ein Besuch des Clubs KaterHolzig mit Kulturpolitikern, Liveblog von der Jury-Schlussdiskussion.
Interviews: mit den Schauspielerinnen Constanze Becker, Heike Makatsch und Kate Strong, dem Schauspieler Damian Bright, den Regisseuren Jérôme Bel, Herbert Fritsch, Sebastian Nübling, Luk Perceval, dem Bühnenbildner Jens Kilian, den Autorinnen Elfriede Jelinek und Anja Hilling. Sowie zwei Videostatements von der Schauspielerin Julia Häusermann (Alfred-Kerr-Darstellerpreis) und dem Schauspieler Jürgen Holtz (Theaterpreis). Die eine verbeugt sich, der andere erzählt einen Witz.
Verortung in Berlin: „Nein“ (also: „no“) zu Berlin“, schreibt eine kreative Berlin-Immigrantin, die sich hier nicht fokussieren kann; site-specific Theatre in der Pan Am Lounge (Stückemarkt) und im Ku’damm Karree, in der Kassenhalle im Haus der Berliner Festspiele (u.a. mit Rimini Protokoll und Janez Janša)
Internationale Perspektive: zur Bedeutung des Begriffs „Regietheater“ im Englischen, zu „Nazi-Lachinseln“, eine Umfrage unter britischen Theaterleuten zu ihrer Sicht auf das deutschsprachige Theater (kurz: Ostermeier, Gotscheff, Brecht). Und: Was bringen eigentlich Festivals?
Jubiläum & Partykolumnen & Blog-Geburtstag: Das Jubiläum zu fünfzig Jahren Theatertreffen fand sich auf dem TT-Blog als Bilderreise zu allen Spielstätten von 50 Jahren wieder, als Hörcollage der Zeitreise-Videobustour, als Fest-Bericht (auf Deutsch oder Englisch). Auch das Blog hatte Geburtstag, es ist jetzt fünf Jahre alt und hat als „Otto motzt“-Cartoon das Blog als Maskottchen begleitet.
TTtv: Die Videokünstlerinnen Rebecca Riedel und Mieke Ulfig berichteten in kurzen ein- bis dreiminütigen Clips von den Formaten, Erkenntissen, Debatten des Internationalen Forums. Besonders einsichtsreich ist der Beitrag über Zensur in China, mit dem Regisseur Chong Wang.
Auch andere Theaterblogs haben sich für die Theatertreffen-Berichterstattung Zeit und Platz genommen. Sascha Krieger etwa mit langen Kritiken zu fast allen Inszenierungen (beiseitegesprochen: Was bei ihm das „Karussell der Hoffnung“ ist, heißt bei uns „Jahrmarkt der Grausamkeiten“, so unterschiedlich nehmen Kritiker wahr), der kanadische Theaterwissenschaftler Holger Syme war bei seiner mehrwöchigen Deutschland-Theaterreise ebenfalls bei einigen TT-Inszenierungen (und geschockt vom Blackfacing). Das Blog Nachtgedanken feierte die Medea und erinnerte an die Zeitenwende beim TT, als 2001 Thalheimer mit „Liliom“ zum ersten Mal eingeladen war:
Letztendlich hatte diese Einladung aber eine Wende in der Auswahlpolitik des Theatertreffens zur Folge.
Wer auch immer dieses Blog betreibt (Impressum fehlt), berichtete auch von der Peymann-Piratin-Diskussion. Esther Slevogt auf nachtkritik von der Debatte um „leeres, hochgerüstetes Theater“ auf der Jury-Abschlussdiskussion. Bianca Praetorius schrieb fürs Blog der Deutschen Bühne ein 17-Tage-Tagebuch, sehr zu empfehlen ist ihr letzter Eintrag von der hitzigen Diskussion zum Thema „Regieführen heißt“, in welchem sie eine Idee formuliert, wie dem Generationenkonflikt innerhalb des TT-Publikums (68+-, 28+- sind die beiden Generationen) begegnet werden könnte.
Mein Vorschlag: Patenschaften. Bevorzugte/ vergünstigte Kartenvergabe, wenn man +1 kommt. Vorausgesetzt, sein jeweiliges +1 ist mindestens 30 Jahre älter als man selbst. Man verbringt den Abend miteinander- das ist der Deal.
Die Bloggerinnen von Sekt und Brezel (unser Kolumnentitel Sex und Brez’n, Deutsch oder Englisch, klingt ganz ähnlich) sind nicht zum TT gefahren, schreiben aber auch, warum nicht, Masterarbeit, Familie, ja, auch Bloggerinnen sind ganz normale Menschen.
Habe ich noch was vergessen? Hinweise einfach unten ergänzen und besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit!