Heute wurde im Deutschen Theater der mit 20.000 Euro dotierte Theaterpreis Berlin 2010 an die Schauspielerin Margit Bendokat verliehen. Wir waren dort und gratulieren.
Sonntagmorgen, 11 Uhr, Berlin. Das Deutsche Theater ist rappelvoll. Noch drängen einige Journalisten in den Zuschauerraum, suchen hektisch nach freien Plätzen, um ihre Kameras zu positionieren und Stift und Block zu zücken. Denn heute findet eine einmalige Darbietung statt. Heute wird der Theaterpreis Berlin 2010 verliehen. Heute wird die Schauspielerin Margit Bendokat geehrt.
„Nichts zu fressen, aber Rumba. Dat nenn‘ ich Kultur!“
Der Preisträgerin zu Ehren singen Schauspielkollegen wie Katharina Schubert und Wolfram Koch ein Ständchen und halten dabei Schilder mit Liebesbezeugungen hoch: Margit, mit dir is so schön! Auf Großleinwand werden Clips gezeigt, etwa eine kurze Sequenz aus Max Färberböcks Film „Aimée & Jaguar“ von 1999. Margit Bendokat tanzt als Frau Jäger Rumba und lacht dabei und ihre Stimme klingt so eigentümlich, so anders. Und ich lache mit ihr mit und freue mich. Freue mich, dass sie heute endlich ihren ersten Theaterpreis erhält. Weitere Ausschnitte aus ihren bedeutendsten Theater- und Filmauftritten und bereits nach wenigen Sekunden ist klar, warum gerade die Bendokat heute diesen Preis verliehen bekommt.
Und ich folge den vielen Rednern und Laudatoren gerne durch ihre Gedanken und Sätze, nicht weil diese so groß und wichtig, sondern weil sie voll Herzlichkeit und Wärme sind. Ob Dimiter Gotscheff, Konstanze Lauterbach oder Joachim Sartorius – sie alle finden so schöne und liebevolle Worte, und ich habe das Gefühl, Margit Bendokat habe die Bühne schon ganz ausgefüllt mit ihrem Glühen und ihrer Spielwut. Und so ist das Warten auf Margit gar kein richtiges Warten.
„Darstellerin einer Welt“
Und sehr schnell haben es auch die Schauspielkollegen auf der Bühne begriffen: „Da kann man eigentlich einpacken. In der Liga spielen nur wenige.“ Wohl wahr. Seit 45 Jahren gehört Margit Bendokat nun schon zum Ensemble des Deutschen Theaters. Es ist ihre künstlerische Heimat. Mit allen großen Theatermachern hat sie dort zusammengearbeitet – ob Heiner Müller, Einar Schleef oder Jürgen Gosch. Nicolas Stemann ist auch einer von diesen; er darf heute die Laudatio auf Margit Bendokat halten und erzählt von ihrer gemeinsamen Arbeit. Wenn man Margit in seiner Inszenierung habe, so brauche man keinen Hartz-IV-Chor. Margit allein reiche, um eine ganze Welt authentisch darzustellen, so Stemann.
Und dann ist er endlich da, der wichtige Moment, die Preisverleihung. Der Regierende Bürgermeister von Berlin und Vorsitzende des Rates der Stiftung Preußische Seehandlung Klaus Wowereit bittet Margit Bendokat auf die Bühne. Scheinwerfer fahren nach unten, suchen nach der Auserwählten.
Und dann endlich Margit
Und wieder ist es ihre Stimme, die so sehr fasziniert: zerbrechlich, mädchenhaft und dabei „glasklar und fremdartig zugleich“, wie es in der Jurybegründung heißt. Mit dieser Stimme bedankt sie sich bei all denjenigen, die sie auf diesem langen Theaterweg begleitet und unterstützt haben, bei ihren Kindern und bei ihrem Enkel Willi, der heute zehn Jahre alt wird und der mit zu diesem Festakt muss.
Ihre Sätze sind kurz und abgehackt. Sie bringt mich zum Schmunzeln, und ich bin dankbar, dass sie die ganze Zeremonie mit einem Augenzwinkern betrachtet. Ja, ich wünsche ihr noch viele weitere Auszeichnungen und Preise und vor allem zahlreiche neue Theaterexperimente. Und der Blumenstrauß, der ihr überreicht wird, ist fast größer als sie selbst, während im Hintergrund die Schlussakkorde erklingen.