Polyphonie eröffnet 50. Internationales Forum

Am zweiten Festivaltag wurde das 50. Internationale Forum eröffnet. TT-Blogger Felix Ewers war dabei und hat aus Fundstücken einen Beitrag kuratiert. Die Audiospur hat Hannah Dörr aufgenommen. 
Vor Beginn des Internationalen Forums wurden die StipendiatInnen gebeten einen Text zu schreiben, mit dem sie sich den anderen gegenüber vorstellen. „Ein Text über sich. Was ist wichtig, dass alle wissen sollen? Es kann persönlich sein, biografisch, fachlich und emotional, egal, jeder entscheidet selbst. Dieser Text kann folgende Fragen behandeln: a) „Wie ich wurde, was ich bin. b) Wozu mache ich Theater?“
Hier finden Sie einen kurzen Beitrag, der alle 36 Dossiers zusammenfasst, oder genauer gesagt: enthält. Stipendiat Stefan Bläske hat einen Text montiert, indem er aus jedem Beitrag, also von jedem Stipendiaten, ein Textfragment entnahm, immer vom Beginn des Textes, aus den ersten beiden Sätzen oder Zeilen, und diese dann aneinanderfügte – belassen in der Reihenfolge des Dossiers. Bei der Eröffnung des Forums gestern verlas er diese „textes trouvés“ im Wechsel mit Stipendiatin Rebecca Egeling. Sie hören also einen Text, in dem ein Stück von jedem Stipendiaten steckt, eine Polyphonie, die die Vielfalt des Internationalen Forums spiegelt.
Internationales Forum
I started working in theater, when I joined the theater department in | einer so genannten Ökosiedlung im Bayern der 80er Jahre | Die besten Sätze sind immer nicht von uns | Wenn ich genau wüsste, was ich bin, wäre ja schon alles | Bossa Nova, oder andere Musik auf einer Faschingsveranstaltung. | Meine Mutter wollte eigentlich keine Kinder. | Zweifellos gibt es keinen eindeutigen Ablauf, sondern | Herrn Müller-Lüdenscheidt aus Loriots ‚Herren im Bad‘ | I’ve done a bit of everything, | ich wurde 1984 in Kabul Afghanistan geboren | eigentlich sollte ich ein Mädchen werden, | meine Mutter nahm mich nichtsahnend mit ins Theater | eines Nachts fand ich mich mit einem Schulfreund in der Bahnunterführung einer westdeutschen Kleinstadt wieder und rezitierte DADA-Gedichte | als drittes von vier Kindern |
Ich wollte raus aus Kornwestheim | und einem einjährigen Aufenthalt in Polen | Es erschien mir immer notwendig mit meinen Emotionen und Gedanken etwas zu machen, aber leider Gottes, wurden daraus nicht gute Gedichte | Das frage ich mich jetzt nicht zum ersten Mal | endlich keine temperamentsbefreiten Ostwestfahlen mehr um mich herum | um sich miteinander auszutauschen, zu spielen, zu tanzen, … sich nur auf Theater zu konzentrieren und das zwei Wochen lang | in a small village in the central Bohemian region | Dichtung – seit ich mich erinnern kann | Meine erste künstlerische Ausdrucksform |Schneckenhäuser, Stoffe, Kleidungsstücke, Perücken … | vorher war noch ein Heinzelmännchen im „Schneewittchen“, er kommt aber nicht in Frage, weil ich da nur schön getanzt habe | In Luzern, einer historischen Bilderbuchstadt in der Innerschweiz | Fahrrad fahren und eigene Energie erwecken, springen auf einem Technobeat |
Am Anfang stand eine große, rückblickend vielleicht naive Faszination | Als ich realisierte was dieses ‘Handwerk’ beinhaltet, … erhielt mein Zukunfts-Traum ein erneutes Ziel | mit den Medien Video und Text an der Schnittstelle zu Performance und Theater. | in einem Moment als das Land schon eine Inflation von 1200% hatte und Terrorismus näher an die Stadt kam. | Hopefully we will be meeting at the International Forum in Berlin. | kein Problem damit um 4.50 am aufzustehen und gleich zu arbeiten | Es ist doch schon alles gesagt, gespielt, gezeigt worden. Was kann da noch dazu kommen? | ich wurde 1983 in Berlin geboren und studierte Dramaturgie | Als ich 9 Jahre alt war habe ich die Rolle von Baghira, der Panther aus dem Dschungelbuch gespielt. … Dies möchte ich mein ganzes Leben machen.
Foto: Chiussi/Agentur StandArt
 

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Felix Ewers

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