„Behinderte auf der Bühne – Künstler oder Exponate?“ Das, wie ich finde, nicht gerade verheißungsvoll überschriebende Symposium fand am Montag in der Kassenhalle im Haus der Berliner Festspiele statt. Es ging, zum Glück!, nicht darum, in Frage zu stellen, dass Menschen mit Behinderung Künstler sein können und sind. Vielmehr landete man spätestens bei der von Festspiele-Intendant Thomas Oberender moderierten, abschließenden Diskussion bei den Fragen: Wie können sich SchauspielerInnen mit Behinderung im Theaterbetrieb emanzipieren? Und wie kann der Theaterbetrieb inklusiver werden? Äußerst kontrovers diskutiert wurde die Nominierung von „Disabled Theater“.
Hier als Auszug ein paar markante Statements der Diskussionsteilnehmer:
Bernhard Schütz, Film- und Theaterschauspieler, arbeitet mit Schauspielern mit Behinderung: „Jérôme Bel soll bei ,Disabled Theater‘ die Kontrolle aus Hand gegeben haben? Mehr Regie geht nicht! Und dann auch noch diese tiefe Stimme: ,And now Jérôme Bel asked the actors’… Das ist Dressur!“
Peter Radtke, Schauspieler und Autor, selbst mit körperlicher Behinderung: „Jeder Regisseur manipuliert die Schauspieler. Aber ich habe ein Problem damit, wenn eine Gruppe nur aus behinderten Darstellern besteht.“
Angela Winkler, Schauspielerin des Berliner Ensembles, Mutter von Nele Winkler, Schauspielerin des Theaters RambaZamba: „,Disabled Theater‘ war eine einzige K … ! Gehen Sie ins RambaZamba oder ins Theater Thikwa – da wird Theater gemacht!“
Anke Dürr, Theatertreffen-Jurorin: „Wir waren auch im RambaZamba-Theater. Wir haben ,Disabled Theater‘ eingeladen wegen der Kraft der Darstellung, und weil die Dimension, wo das Stück hinmöchte, eine eigene Qualität hat. Es thematisiert die Theateraufführung selbst. Das haben wir sonst nicht gesehen. Die Jury-Arbeit ist kein soziales Engagement.“
B. Schütz: „Ich war zum Teil schockiert über das Publikum. In Hamburg haben die geklatscht, wenn die Schauspieler sagen: ,Ich bin Schauspieler‘. Als könnten die nicht sprechen!“
Marcel Bugiel, Dramaturg bei „Disabled Theater“: „Es stört mich, dass das Stück so ein feel-good-play geworden ist. Ich habe gedachte, dass es provoziert und für Empörung sorgt!“
Es bleibt zu wünschen, dass es öfter Gelegenheit für solche Symposien geben wird. Es sind noch Fragen offen geblieben, das wurde am immer wieder aufgebrachten und erregten Publikum sicht- und hörbar.